Bewährungsstrafe für Freddy Quinn:"Mit blauem Auge davongekommen"

Wegen Steuerhinterziehung hat das Hamburger Landgericht den Showstar zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren und einer Geldbuße verurteilt. Quinn nahm das Urteil an

Die Kammer sah es als erwiesen an, dass der Entertainer zwischen 1998 und 2002 umgerechnet 900.000 Euro Steuern hinterzogen hatte. Der 73-Jährige hatte am ersten Prozesstag unter Tränen ein Geständnis abgelegt. Die Kammer folgte mit dem Urteil den Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung.

Bewährungsstrafe für Freddy Quinn: "Junge, komm' bald wieder": Freddy Quinn muss doch nicht ins Gefängnis.

"Junge, komm' bald wieder": Freddy Quinn muss doch nicht ins Gefängnis.

(Foto: Foto: AP)

"Sie sind mit einem blauen Auge davongekommen", sagte der Vorsitzende Richter Michael Kaut in seiner Urteilsbegründung. Als strafmildernd wertete das Gericht Quinns Geständnis, sein hohes Alter und seine zügige Rückzahlung der Steuerschulden.

"Wenn das nicht gewesen wäre, hätte die Kammer keine Skrupel gehabt, Sie ins Gefängnis zu stecken", hielt der Vorsitzende dem Angeklagten vor. Schließlich habe Quinn einen hohen Betrag hinterzogen.

Zu dessen angeblicher Unwissenheit in Steuerfragen sagte Kaut: "Wir sind da skeptisch. Künstler sagen das gerne mal." Quinn muss eine Geldbuße von 150.000 Euro zahlen.

"Ich fühle mich schwach wie nach einem Boxkampf"

Der damit vorbestrafte Schlagerstar von Liedern wie "La Paloma" nahm den Schuldspruch noch im Gerichtssaal an und verzichtete wie die Staatsanwaltschaft auf Rechtsmittel. Damit ist das Urteil rechtskräftig.

"Ich bin vor allem erleichtert", sagte Quinn mit Tränen in den Augen. "Ich fühle mich sehr schwach wie nach einem Boxkampf über zwölf Runden, aber das Urteil war fair."

Der sichtlich nervöse Angeklagte hatte in dem Verfahren angegeben, Steuerfragen verdrängt zu haben. Er habe seinen Hauptwohnsitz jahrelang in der Schweiz gehabt, hauptsächlich aber bei seiner 86-jährigen Lebensgefährtin Lilli Blessmann in Hamburg gelebt. In seinem Schlusswort sagte der als "singender Seemann" bekannt gewordene Wiener: "Ich bereue das zutiefst. Es tut mir Leid."

Quinns Karriere begann 1951 in einer Hamburger Hafenkneipe, seither hat er mehr als 60 Millionen Tonträger verkauft. Seemanns-Schlager wie "Junge, komm bald wieder" machten ihn bekannt.

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