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Bevölkerungsstatistik:Geburtentief trifft Zuwanderungshoch

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Weniger Kinder als je zuvor sind im vergangenen Jahr in Deutschland geboren worden. Zwar ist nach Einschätzung von Statistikern der Rückgang langfristig nicht aufzuhalten. Doch erstmals seit zehn Jahren ist die Bevölkerung 2011 gewachsen, der Zuwanderung sei Dank.

Silke Bigalke

Vergangenes Jahr sind so wenig Kinder in Deutschland geboren worden wie nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik. 2011 kamen 663.000 Babys zur Welt, berichtete das Statistische Bundesamt am Montag. Das sind nur etwa halb so viele Kinder wie in den Sechzigerjahren und 15.000 weniger als im Jahr 2010. Zwar sind im Vergleich zum Vorjahr auch die Todesfälle zurückgegangen, um etwa 7000 auf 852.000. Trotzdem sind 2011 insgesamt 190.000 mehr Menschen gestorben als geboren wurden. Im Jahr 2010 lag diese Differenz noch bei 181.000. Damit ist das natürliche Wachstum der deutschen Bevölkerung seit 40 Jahren negativ. Die Einwohnerzahl ist 2011 trotzdem gestiegen und zwar dank deutlich mehr Zuwanderern als in den Jahren zuvor.

Insgesamt kamen vergangenes Jahr 279.000 Menschen mehr nach Deutschland, als aus dem Land abwanderten. Mit diesem Überschuss konnten die Zuwanderer das natürliche Schrumpfen der Bevölkerung erstmals seit zehn Jahren ausgleichen. "2011 ist deswegen ein besonderes Jahr", heißt es dazu aus dem Statistischen Bundesamt. "Mit einem dermaßen hohen Wanderungsgewinn war nicht zu rechnen." Durch die hohe Zuwanderung gab es ein Einwohnerplus von mehr als 90.000 Menschen. Erstmals seit 2002 ist die deutsche Bevölkerung damit wieder gewachsen, nach Schätzungen auf 81,85 Millionen Einwohner.

Die hohe Zuwanderung erklärt sich das Amt mit dem großen Zustrom aus den Ländern, die 2004 der EU beigetreten sind, vor allem aus Polen und Ungarn. Für sie sind im Mai 2011 die letzten Einschränkungen des Zugangs zum hiesigen Arbeitsmarkt weggefallen. Ob der Zuwanderungstrend anhält oder ein einmaliger Effekt ist, sei nicht zu sagen.

Langfristig rechnen die Statistiker damit, dass der Bevölkerungsrückgang nicht aufzuhalten ist. Sie haben berechnet, dass die Differenz zwischen Geborenen und Gestorbenen bis zum Jahr 2050 auf mehr als 500.000 steigen wird. Im Jahr 2060 werden demnach nur noch zwischen 65 und 70 Millionen Menschen in Deutschland leben.

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Quelle:
SZ vom 03.07.2012
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