Besuch in den Niederlanden:Herzogin Kate, Erfinderin des "Method Watching"

Britain's Kate, the Duchess of Cambridge views Girl with a Pearl Earring by Johannes Vermeer during a visit to the Mauritshuis in The Hague

Herzogin Kate beim "Method Watching" mit Perlenohrringen. Man kann die Energie förmlich sehen!

(Foto: Reuters)

Die Frau von Prinz William hat eine beeindruckende Methode entwickelt, mit der man beim Betrachten eines Meisterwerks etwas spürt. Endlich wird der Museumsbesuch zum energetischen Erlebnis!

Glosse von Martin Zips

Kennt jemand das Gefühl? Da steht man im Museum vor einem Bild. Einem Meisterwerk, das jeder kennt. Unbezahlbar. Großartig. Millionenfach reproduziert. Aber der Betrachter spürt: nichts. Der Maler ist ihm wurscht, das Motiv ist ihm wurscht, nur die Smartphone-fotografierende Menschenmenge um ihn herum nervt.

Die Herzogin von Cambridge, Kate, hat gerade das Mauritshuis Museum in Den Haag besucht, wo das "Mädchen mit dem Perlenohrgehänge" des holländischen Malers Jan Vermeer zu sehen ist . Dieses Mädchen, dieser Maler, diese damalige Welt. Ein Meisterwerk. Unbezahlbar. Großartig. Sicher kennt Kate den Roman zum Bild und den Film mit Scarlett Johansson. Der ist ebenso beeindruckend wie die neuen Kinofilme über Cézanne, Schiele und William Turner. Wäre doch saublöd, wenn man endlich mal im Museum vor dem Original steht - und gar nichts spürt.

Deshalb hat Kate etwas erfunden, das man als "Method Watching" bezeichnen könnte. Vor Vermeers Bild trug sie nahezu die gleichen Perlenohrgehänge wie das Mädchen vor gut 350 Jahren. Man könnte sagen: Die Herzogin wollte die ungeheure Energie des Bildes über ihre Ohrwascheln aufsaugen. Ein bedenkenswerter Ansatz!

Wer van Goghs Stillleben künftig noch besser erleben möchte, könnte sich schon beim nächsten Pinakotheken-Besuch ein paar Sonnenblumen mitnehmen. Botticellis "Geburt der Venus" wiederum ließe sich in den Uffizien noch viel intensiver erfahren, wenn man sich selbst davor nackt in eine Muschel stellt. Die Brutalität von Goyas im Prado zu findendem Werk "Saturn verschlingt seinen Sohn" würde dem Betrachter mit einem gebratenen Hühnchenschenkel im Mund freilich noch deutlich härter treffen. Und was wäre zum bewussten Eintauchen in Dalís "Weiche Uhren" im MoMa besser geeignet als ein heißes Kirschkernkissen im Nacken? Ja, Kate hat uns den Weg gewiesen. Die Zukunft liegt im "Method Watching".

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