Flughäfen:Wellness am Gate

Flughäfen: Da entstehen die ersten Urlaubsbilder schon am Flughafen: Das 2019 eröffnete Jewel Terminal mit Wasserfall und Forest Valley auf dem internationalen Flughafen Changi in Singapur.

Da entstehen die ersten Urlaubsbilder schon am Flughafen: Das 2019 eröffnete Jewel Terminal mit Wasserfall und Forest Valley auf dem internationalen Flughafen Changi in Singapur.

(Foto: Then Chih Wey/imago images/Xinhua)

Massage und Motive für Instagram: Manche Airports bieten Urlaubsfeeling schon vor dem Start. Nicht nur deshalb boomen Flugreisen nach der Pandemie wieder.

Von David Pfeifer, Bangkok

Wer heute behauptet, bei Reisen sei der Weg das Ziel, ist ganz offensichtlich lange nicht mehr geflogen. Fliegen ist wieder so teuer und kompliziert geworden, wie zuletzt vielleicht in den 1980er-Jahren - allerdings ohne den damaligen Komfort und Service. Und wer sich sechs, acht oder zwölf Stunden in einem Flugzeugsitz zusammenfalten muss, hat sich seine Massage am Zielort wirklich verdient.

Wer nun beispielsweise in Singapur landet, kann dort den Vorteil genießen, dass es die Massagen schon am Flughafen Changi gibt. Neben dem spektakulären Indoor-Wasserfall, der sich aus 40 Meter Höhe ergießt, einem Imax-Kino und mehr als 280 Shops und Restaurants. Da Singapur vor allem als Zwischenstation für Reisen im südostasiatischen Raum genutzt wird, kann es zu mehrstündigen Transferzeiten kommen, die hier wirklich wie im Flug vergehen.

Für Vielflieger also kein Wunder, dass Changi als "bester Flughafen der Welt" ausgezeichnet wurde, von dem britischen Unternehmen Skytrax, das jedes Jahr Passagiere weltweit über die besten Airports abstimmen lässt. Weil sich die Firma durch die Beratung und Bewertung von Airlines und Flughäfen finanziert, werfen ihr Kritiker einen möglichen Interessenskonflikt vor. Sie selbst betont, dass die "World Airport Awards" unabhängig sind.

"Der Changi Airport in Singapur war schon immer ein Favorit unter den Reisenden und rutschte während der Covid-19-Katastrophe ab, als der Betrieb drastisch eingeschränkt wurde", sagte ein Sprecher von Skytrax diese Woche. Zur Erhebung sollten Reisende ihr gesamtes Flughafenerlebnis bewerten - vom Check-in bis zum Abflug. Um zu punkten, müssen Airports da neben Kosmetik und Schnaps auch Erlebnisse bieten. Am Hamad International Airport in Doha - im Ranking auf Platz zwei - hockt ein gigantischer Teddybär unter einer Nachttischlampe. Laut Airport-Betreiber "ein verspieltes Stück, das den Raum vermenschlicht", tatsächlich eignet sich der Bär prima als Hintergrund für Instagram-Bilder und Tiktok-Clips, ähnlich wie der Changi-Wasserfall.

Haneda, der internationale Flughafen von Tokio, liegt auf Platz drei, Seouls Incheon-Airport auf Platz vier, Charles de Gaulle in Paris auf Platz fünf. München als bestbewerteter deutscher Flughafen auf Platz sieben. Paris? München? Musste man da im Sommer nicht Teile seines Urlaubs mit Schlangestehen verbringen? Tatsächlich waren auch moderne Flughafen überlastet, als die Nachfrage so plötzlich stieg. Doch in München hatte man die Wartezeiten rasch wieder im Griff, was zur positiven Bewertung geführt haben könnte.

Es ist in diesem Zusammenhang erwähnenswert, dass die Zahl der Flugreisen und die Umsätze sich bald wieder auf Vor-Pandemie-Niveau befinden werden. Prognosen, die für die Zeit nach Covid-19 einen dauerhaften Rückgang des Flugverkehrs vorhergesagt haben, waren falsch. Und der Begriff "Flugscham" scheint nur bei einer sehr spitzen Zielgruppe eine Verhaltensänderung auszulösen. Die Menschen wollen wieder reisen, dafür nehmen sie einiges in Kauf, sogar ein schlechtes Gewissen.

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