In der Dorfmetzgerei darf's gern mal "ein bisserl mehr sein". Und die Frage, ob das Kind ein Wienerle möchte, ist stets positiv zu beantworten, weil Ernährungsgewohnheiten Privatsache sind. Wobei der Begriff "privat" in Gemeinden wie dem schwäbischen Sigmarszell, knapp 3000 Einwohner, anscheinend noch immer ein wenig anders verstanden wird. Man kümmert sich umeinander - und auch in dieser Hinsicht darf's eben mal ein bisserl mehr sein.
Deshalb prangt neuerdings am Maibaum vor dem Rathaus in Sigmarszell ein rotes Herz, auf dem zu lesen ist: "Bürgermeister sucht Frau", dazu die Telefonnummer der Verwaltung. Dort erreicht man Jörg Agthe, 39, Junggeselle, der seit sieben Jahren die Gemeinde betreut. Und damit offenbar derart beschäftigt ist, dass die Partnersuche bislang in der Ablage landete.
Die Maibaum-Annonce stammt von der Freiwilligen Feuerwehr, die bekanntermaßen zuständig ist, wenn's brennt. "Ich dachte immer, so etwas ergibt sich im Leben", sagt der Rathauschef. Keine Frage, der Mann braucht Hilfe. Inzwischen trudelte, neben einem Dutzend Rückmeldungen, der erste Heiratsantrag im Rathaus ein.
Agthe freut sich, dass sich die Jugend so fürsorglich um ihren Bürgermeister kümmert. Nun aber will er selbst aktiv werden und äußert eigene Wünsche: Ein gutes Herz und Ehrlichkeit sollte die Auserwählte haben. Und seelische Schönheit, denn die sei ihm wichtiger als äußere Attraktivität. Der Mann brauchte eben nur einen Wink mit dem Maibaum.
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