Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Wenn Frau Scherzinger fliegt

Ein Naturschützer in Niedersachsen hat eine einleuchtende Idee: Die Uferschnepfen, deren Zugverhalten er detektivisch untersucht, benennt er nach den Figuren einer ZDF-Krimiserie.

Von Oliver Klasen

Als Büromensch hasst man das: Da will man eines der 34 Programme öffnen, mit denen man sich täglich rumschlägt, und plötzlich wird man aufgefordert, das Passwort zu ändern. Vernünftig Denkende lassen sich dann von einem Generator eine unknackbare Zahlen-, Buchstaben-, Sonderzeichenkombi erzeugen. Der Rest der Menschheit, eher sinnlich veranlagt und technikskeptisch, greift auf die Namen der eigenen Kinder zurück. Der Autor dieser Zeilen verwendete schon die Ortsnamen (NachAral, BlockysBlockhütte) aus Moritz von Uslars 2010 erschienenem Roman "Deutschboden" (Ist längst nicht mehr so!).

Die Forscherinnen und Forscher des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz in Niedersachsen hätten die ihnen angetrauten Uferschnepfen in den Gewässern Dümmer und Unterelbe natürlich auch nach Zahlen-Buchstaben-Kombinationen benennen können. Schnepfe LH23 in Südspanien gesichtet, hätte es dann zum Beispiel geheißen. Aber auch die Wissenschaft mag es manchmal sinnlich, und so heißen die Tiere jetzt Brocki, Frau Scherzinger, Süher oder Henk - benannt nach Rollennamen aus den Friesland-Krimis im ZDF. Die Idee eines Mitarbeiters, schreibt die Nachrichtenagentur dpa.

Bereits seit 2018 stattet der Landesbetrieb bedrohte Wiesenvögel mit GPS-Sendern aus, um deren Zugverhalten zu erforschen. Am weitesten sei in diesem Jahr die Uferschnepfe Frau Scherzinger geflogen. Sie halte sich seit Mitte Juli im westafrikanischen Guinea-Bissau auf.

In den vergangenen Wochen ging es um die hoch fliegende Frau Schlesinger vom RBB, nun geht es um die weit fliegende Frau Scherzinger vom ZDF. Für die öffentlich-rechtlichen Sender endlich wieder eine gute Nachricht!

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