SZ-Kolumne "Bester Dinge":Nachmittags um eins, jeder macht seins

(Foto: Darius Simka/imago)

Fußballer Max Kruse behauptet, nur vier Stunden pro Tag zu arbeiten. Statt ihn als horrende Halbtagskraft zu verspotten, sollte man ihm applaudieren.

Von Oliver Klasen

Natürlich, jetzt kommt die Neiddebatte. Dabei hat Max Kruse nur einen kleinen, ehrlichen Satz zu seiner Work-Life-Balance gesagt: "Meine täglichen Arbeitszeiten sind 9 bis 13 Uhr", so der Wolfsburger Fußballer im Online-Portal Twitch. Aber anstatt Kruse, laut Bild 3,8 Millionen Euro Jahresgehalt, jetzt als horrende Halbtagskraft zu verspotten, sollte man ihm applaudieren.

Endlich mal einer, der sagt, wie's ist: Der Arbeitstag vieler Werktätiger ist aufgebläht mit Quatschterminen. Jour fixe hier, Kick-off-Meeting dort. Die eigentliche Arbeit wäre in zwei, drei Stunden erledigt, aber weil niemand als faul gelten will, werden ein paar Arbeitskreise mehr gegründet, um Aktivität zu simulieren. Auch im Fußball, so sieht es Kruse, ist das Kerngeschäft schnell durch. Trikot an, zwei, drei Hütten machen, duschen, fertig. Klar, Kruses Arbeitgeber betont, dass das längst nicht alles sei. Zusatztraining am Nachmittag, Physio, Sponsoren, im Falle Kruses auch noch die ständigen Sportwagenfahrten von Wolfsburg nach Berlin.

Der 34-Jährige aber steckt das locker weg. Gibt nicht an, er würde ach so viel arbeiten. Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss, sagt man. Und deswegen sind 34 Zeilen heute auch völlig ausreichend für diese Kolumne. In diesem Sinne: Nachmittags um eins, jeder macht seins.

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