SZ-Kolumne "Bester Dinge":Petting und Pantine

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(Foto: Julien de Rosa/AFP)

Eine französische Stadt will sich für mehr Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern einsetzen und ändert dafür ihren Namen. Wäre auch eine feine Idee für Deutschland.

Von Mareen Linnartz

Jeder hat schon einmal von Axel Schweiß gehört, nämlich dann, wenn einem jemand mit sehr überzeugter Miene erzählt hat, der arme Junge wäre bei ihm in der Klasse/der Sohn eines Cousins zweiten Grades/ein Kumpel von einem Freund gewesen. Die weibliche Variante dieses modernen Mythos taucht als Rosa Schlüpfer (Tochter unserer Hausmeisterin/Bekannte meines Großvaters/Reitfreundin) auf, ihre Geschichte wird schon seit Generationen fröhlich weitergetragen, mein Gott, was haben sich die Eltern nur dabei gedacht? Die Aussage der beiden urbanen Legenden ist eindeutig: Namen kann man sich nicht aussuchen.

Wer wüsste das besser als die Einwohnerinnen und Einwohner von Kotzen im Havelland, Petting in Oberbayern oder Kummer in Mecklenburg-Vorpommern. Ihr touristischer Mehrwert besteht darin, dass sich Menschen vor ihren Ortsschildern fotografieren lassen, oder noch blöder, diese gleich abschrauben, um sie daheim in Städten mit Allerweltsnamen wie Neustadt oder Hausen an die Wand zu hängen. Die österreichische Gemeinde Fucking hat den speziellen Umtrieben in ihrem Ort ein Ende gesetzt, indem sie sich vor gut zwei Jahren in Fugging unbenannt hat. Was wiederum zeigt: Namen, zumindest die von Orten, kann man sich bisweilen doch aussuchen.

Womit wir bei Pantin, einer Vorstadt von Paris wären, Plattenhaussiedlungen, hoher Migrationsanteil, eher kein Ort für Namenswitze. Das könnte sich jetzt ändern: Denn für ein Jahr soll die Stadt nun "Pantine" heißen, um, wie es aus dem Rathaus heißt, ein größeres Bewusstsein für die Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern zu schaffen. Ein angehängtes "e" am Wortende verweist im Französischen oft auf eine weibliche Form. Von solchen Geschlechtsumwandlungen könnten auch deutsche Städte profitieren. "Bonna" wäre schon schön, "Hamma" vielleicht sogar noch schöner. Womöglich müssten sie dann aber ihre Ortsschilder besonders fest anschrauben.

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