Berlusconi und seine Rhetorik:"Besser als schwul zu sein"

Silvio Berlusconi hat gegen rauschende Feste mit blutjungen Frauen nichts einzuwenden. Gerne rechtfertigt er auch eigenes Fehlverhalten mit politisch unkorrekten Aussagen - und liefert dafür einen neuen Beweis.

Berlusconi und wie er die Welt sieht: Der italienische Regierungschef begegnet den Schlagzeilen über seinen großherzigen Einsatz für ein minderjähriges Partygirl auf seine eigene Weise. "Lest keine Zeitungen mehr, die beschwindeln euch nur", sagte der umstrittene Ministerpräsident und Medienmogul Silvio Berlusconi am Dienstag in Mailand.

Berlusconi und seine Rhetorik: Italiens Premier Silvio Berlusconi sieht selten Anlass, sich Kritik an seiner Person zu Herzen zu nehmen. Lieber holt er zum Gegenschlag aus.

Italiens Premier Silvio Berlusconi sieht selten Anlass, sich Kritik an seiner Person zu Herzen zu nehmen. Lieber holt er zum Gegenschlag aus. 

(Foto: AFP)

Und weil es seit Tagen wieder um seine Vorliebe für junge - sehr junge - Frauen geht, fügte der für merkwürdige und beleidigende Sprüche bekannte Milliardär noch einen weiteren Punkt an. Weil er eine hohe Arbeitsbelastung habe, schaue er hin und wieder schöne Frauen an und finde dies besser "als schwul zu sein", sagte Berlusconi bei der Eröffnung einer Motorradschau in der Nähe von Mailand. Damit zog Berlusconi einmal mehr Unmut auf sich, wie wütende Proteste der Schwulenorganisation Arcigay sofort zeigten. Sie forderte eine Entschuldigung des 74-Jährigen und nannte Berlusconis Aussagen am Dienstag "überflüssig, vulgär und beleidigend nicht nur gegenüber Homosexuellen, sondern auch gegenüber Frauen". Der Oppositionspolitiker Antonio Di Pietro sagte, Berlusconi lebe "noch im Mittelalter".

Bei seinem Auftritt in Mailand zeigte Berlusconi nach Einschätzung von Beobachtern deutliche Nervosität angesichts der seit der letzten Woche ausgebreiteten Details seines Engagements für die gerade 18 Jahre alt gewordene Ruby. Seine Beziehung zu der jungen Frau sei "von Solidarität" geprägt gewesen, fügte er hinzu. Mit einem Anruf soll er die Marokkanerin höchstpersönlich vor dem Gefängnis bewahrt haben. Sie war wegen Diebstahls festgenommen worden.

Angeblich hat er dabei auch erwähnt, es handle sich bei dem Mädchen um eine Nichte des ägyptischen Staatschefs Hosni Mubarak. "Ich bin ein Mensch mit gutem Herzen und immer bereit, jemandem in Not zu helfen", sagte Berlusconi dazu am Freitag. Er soll zwar selbst keinen Sex mit ihr gehabt haben, doch wird gegen Freunde von Berlusconi im Zusammenhang mit dem Fall Ruby wegen Beihilfe zur Prostitution ermittelt. Sie sei wie andere junge Frauen zu Partys in Berlusconis Villa in Arcore eingeladen gewesen. Italienischen Medienberichten zufolge soll der Regierungschef demnach pro Abend 5000 Euro an sie und andere junge Frauen bezahlt haben.

Über den Fall Ruby hinaus sorgten am Dienstag Berichte über möglichen Drogenmissbrauch bei Partys in der sardischen Villa Certosa des "Cavaliere" für Aufsehen. Eine Zeugin soll vor einem Untersuchungsgericht von koksenden Escortdamen berichtet haben.

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