Berliner "Waldjunge":Robin droht Strafanzeige

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Teenie-Vater, Studienabbrecher, Gelegenheitskiffer: Kindheit und Jugend des als Berliner "Waldjunge" bekanntgewordenen Niederländers Robin sollen trostlos gewesen sein. Seine erfundene Biografie könnte den 20-Jährigen jetzt teuer zu stehen kommen: Die Behörden wollen Strafanzeige gegen ihn stellen.

In Höhlen geschlafen, jahrelang im Wald gelebt, den Vater dort begraben - alles gelogen. Monatelang hatte der als Berliner "Waldjunge" bekanntgewordene Niederländer Robin die deutschen Behörden an der Nase herumgeführt. Jetzt drohen dem 20-Jährigen deswegen juristische Konsequenzen. "Wir werden im Laufe der Woche eine Anzeige wegen Erschleichung von Jugendhilfeleistungen stellen", sagte der Sprecher des Jugendamts Tempelhof-Schöneberg.

Am Montag habe Robin die Einrichtung des Jugendamts verlassen, hieß es weiter. Der aus den Niederlanden stammende junge Mann war bereits bei seiner Aufnahme in dem Heim vor etwa neun Monaten volljährig.

Robin war im September 2011 im Roten Rathaus in Berlin erschienen und hatte angegeben, nur seinen Vornamen ("Ray") und sein Geburtsdatum zu kennen und jahrelang im Wald gelebt zu haben.

In seinem wirklichen Leben rauchte Robin laut einem Bericht der Zeitung B.Z. am Sonntag gelegentlich Joints und spielte gerne Computerspiele. Er sei eher schüchtern gewesen und selten auf Partys gegangen, sagte ein ehemaliger Freund aus seinem Heimatort Hengelo der Zeitung. "Niemand hat gedacht, dass er sich so eine Geschichte ausdenken könnte." Robin habe eine schwierige Kindheit gehabt. Er habe angefangen, Werbung und PR zu studieren, dies aber abgebrochen, weil es ihm nicht mehr gefallen habe.

Die Bild-Zeitung zufolge hat der 20-Jährige überdies bereits einen zweijährigen Sohn.

"Der lügende Holländer"

Die niederländische Polizei wollte sich nicht zu den Medienberichten über den jungen Mann äußern. "Wir können nichts zu Dingen aus dem Privatleben sagen", erklärte die Polizei in Hengelo. Robin habe kein Verbrechen in den Niederlanden begangen, er sei dort auch nicht zu bestrafen.

Nach Informationen der Tageszeitung De Telegraaf soll die holländische Botschaft den 20-Jährigen so schnell wie möglich zurück in die Niederlande bringen. Das Blatt nannte Robin den "lügenden Holländer", in Anlehnung an den "Fliegenden Holländer", eine Oper von Richard Wagner.

© Süddeutsche.de/dpa/vks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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