Berlinale:Echte Blumen verwelken vor Neid

Die beiden neuen Festivalleiter gewöhnen sich zögerlich an den Glitzer und Glamour auf dem roten Teppich. Sigourney Weaver ist der Star des Abends - und ein buntes Kleid.

Von Philipp Bovermann

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Dieter Kosslick

Quelle: dpa

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Die Berlinale gilt als das politischste unter den größeren Filmfestivals weltweit. Das ist auch ein Verdienst des langjährigen Festivalleiters Dieter Kosslick, der die Berlinale in seinen 13 Jahren in verschiedene Richtungen gleichzeitig weiterentwickelte: Sie orientierte sich mehr als zuvor am Publikum statt am Ideal selbstgenügsamer Filmkunst; am Glamour, wo er zu kriegen war, und an politischer Relevanz, wo kein Glamour zu kriegen war. Aus Kosslicks Schatten...

Berlinale 2020 - Eröffnungsgala

Quelle: dpa

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treten nun seine Nachfolger ins Rampenlicht: Dieses Jahr hat mit dem Cineasten Carlo Chatrian für das Künstlerische und der Filmproduzentin Mariette Rissenbeek für das Kaufmännische ein Führungsduo übernommen, das einige Kritiker um den Glamour auf der Berlinale und möglicherweise auch ihr politisches Profil fürchten ließ - also um das Erbe Kosslicks.

70th Berlinale International Film Festival

Quelle: Annegret Hilse/Reuters

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Auf dem roten Teppich schwebten die beiden nun zwischen zwei Welten: einerseits sollten sie natürlich oberste Zeremonienmeister spielen, die Arme ausbreiten, wenn die Türen der E-Autos aufgehen und die Menschen aussteigen, für die man den rote Teppich ausgerollt hat; andererseits mussten sie selbst pausenlos Interviews geben. Chatrian fühlte sich in der Rolle sichtlich wohler. Vielleicht, so sagte er, liege es an der Erderwärmung, vielleicht auch an der Wärme in ihm selbst, dass er genauso angezogen war wie beim sommerlichen Festival in Locarno: in einem simplen schwarzen Smoking. Rissenbeek in einem goldbraunen Kleid hielt sich zurück, lächelte tapfer.

70th Berlinale International Film Festival

Quelle: REUTERS

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Star des Abends - denn viele waren es nicht - war Sigourney Weaver. Sie spielt in dem Film "My Salinger Year", der nach der Gala das Festival eröffnete. Auch Johnny Depp, hieß es, wolle kommen. Vielleicht. Mal sehen. So genau weiß man bei ihm ja nie, was passiert.

Opening Ceremony & 'My Salinger Year' Premiere - 70th Berlinale International Film Festival

Quelle: Getty Images

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Keiner und keine glitzerte so wie Aylin Tezel ("Macho Man", "Der Club der singenden Metzger"). Manche Kleider kann man nicht fotografieren, man muss sie in Bewegung sehen, wenn das Licht in ihnen spielt. Dieses gehört dazu.

Berlinale 2020 - Eröffnungsgala

Quelle: dpa

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Lea van Acken war auch schon mal Anne Frank. Von so einer schweren Rolle muss man sich freispielen. Ein Kleid wie dieses hilft dabei ungemein. Echte Blumen verwelken daneben vor Neid.

Opening Ceremony & 'My Salinger Year' Premiere - 70th Berlinale International Film Festival

Quelle: Getty Images

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Blumen kann auch Jella Haase, bekannt aus "Fack ju Göhte", mittlerweile aber ein großes Stück über diese Rolle hinaus. Um aber dieses Kleid tragen zu können, das sie in einen wandelnden Seerosenteich verwandelt, muss sie noch sehr, sehr weit kommen als Schauspielerin.

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Quelle: AFP

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Wo Lilith Stangenberg ihr Kleid gekauft hat, ist nicht überliefert. Vermutlich hat sie eine Schneiderin aus einer fernen Steppe gebeten, ihr ein Kleid zu nähen, das jenen Kleidern ähnelt, welche die ursprünglich lebende (und mit psychedelischen Drogen experimentierende) Gemeinde aus dem Film "Midsommar" trägt. Aber Stangenberg hat auch schon mal mit einem echten Wolf gedreht, für den Film "Wild". Sie darf sowas tragen.

Opening Ceremony & 'My Salinger Year' Premiere - 70th Berlinale International Film Festival

Quelle: Getty Images

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Veronica Ferres zeigt Haut. Ein ganz, gaaaanz kleines bisschen. Von seitlich oben scheint sie einzufließen und ergibt - ein Dekolleté? Mit viel Wohlwollen. Ihre Tochter Lilly Krug wagte sich an dieses Konzept, also das eines Dekolletés, etwas mehr heran. Ein kleines bisschen. Mutter und Tochter: zusammen die volle Ladung Reduktion.

© SZ.de/moge
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