Berlin (dpa/bb) – Sie sollen drei ihrer Kinder von Rumänien nach Berlin gebracht und ausgebeutet haben: Gegen eine 40-jährige Mutter und einen 43-jährigen Vater hat am Montag der Prozess am Landgericht Berlin begonnen. Die Eltern sollen zunächst von zwei Söhnen verlangt haben, durch Betteln und auch Prostitution zum Lebensunterhalt der Familie in Rumänien und einem Hausbau beizutragen. Einige Monate später habe die Mutter auch ihre 13-jährige Tochter nach Berlin gebracht, damit diese durch Bettelei Einnahmen erzielen und das erlangte Geld abgeben konnte, heißt es in der Anklage. Ob sich die Eltern äußern werden, blieb zu Prozessbeginn am Montag zunächst offen.
Den beiden Angeklagten wird unter anderem Zwangsarbeit, Zwangsprostitution, Menschenhandel, Zuhälterei und Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht vorgeworfen. Im Frühjahr 2020 sei die Mutter mit ihren damals 15- und knapp 20-jährigen Söhnen nach Berlin gefahren, so die Anklage. Der Vater habe regelmäßig mit ihnen telefonisch in Kontakt gestanden, um sie zu kontrollieren. Die Eltern hätten gewusst, dass die Söhne „familiär, finanziell und emotional von ihnen als Familienoberhäupter innerhalb der streng hierarchisch und patriarchalischen Familienstrukturen abhängig waren“, heißt es.
Die Söhne sollen in Berlin zunächst gebettelt haben. Ab Sommer 2020 hätten sie auch sexuelle Dienstleistungen gegen Entgelt angeboten. Sie seien durch kontinuierliche Forderungen und Schuldzuweisungen am finanziellen Elend der Familie emotional unter Druck gesetzt worden, heißt es in der Anklage. Im Oktober 2020 habe die Mutter auch ihre 13-jährige Tochter nach Berlin gebracht, damit diese durch Betteln ebenfalls zum Lebensunterhalt der Familie beitrage.
Die Mutter wurde im November in Berlin festgenommen und befindet sich seitdem in Haft. Ihr Mann wurde nach Justizangaben im Dezember in Rumänien festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert. Der Prozess wird am 9. August fortgesetzt.
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