Berlin: Urne von Fritz Teufel:Rudi und Fritz, am Grab vereint

Die vor einer Woche gestohlene Urne des 68ers Fritz Teufel ist gefunden worden - am Grab seines alten Weggefährten Rudi Dutschke. Hat der Kommunarde seinen eigenen Grabraub geplant?

Selbst nach seinem Tod sorgt er noch für Aufregung: Eine Woche nach dem Diebstahl ist die Urne von Fritz Teufel, einer der schillerndsten Figuren der 68-Generation, offenbar wieder aufgetaucht. Auf einem Friedhof in Berlin-Dahlem wurde eine Urne gefunden - ausgerechnet neben dem Grab des Studentenführers Rudi Dutschke.

Urne von Fritz Teufel eventuell gefunden

Fritz Teufels Urne ist wieder da - sie wurde beim Grab von Studentenführer Rudi Dutschke gefunden.

(Foto: dpa)

"Wir gehen davon aus, dass es die Urne von Fritz Teufel ist", sagte ein Polizeisprecher. Demnach war die Urne verschlossen. Am vergangenen Samstagmorgen hatte ein Ehepaar das geöffnete Urnengrab Teufels entdeckt und die Polizei verständigt. Die Urne war weg - und auf dem Friedhofsweg lag verstreute Asche. Viele gingen davon aus, dass es sich um Teufels Überreste handelte, vielleicht waren dies aber auch nur Zigarettenreste.

Die ermittelnden Beamten am Grab von Rudi Dutschke ließen die Urne zunächst geschlossen - um Spuren zu sichern und so möglicherweise dem Dieb auf die Spur zu kommen. Ob und was in der Urne ist, wird sich erst in den nächsten Tagen herausstellen. Allerdings hatten der oder die Täter eine Botschaft hinterlassen. Auf einem Zettel unter der Urne stand: "Was ein teuflischer Spaß, Rudi Dutschke hätte das gefallen."

Ein Spaß nach Teufels Geschmack

Auch Teufel selbst hätte diese Geschichte vermutlich sehr gefallen. Ihm sei es vor allem um den Spaß gegangen, erzählte er einmal in einem Interview, schon in der Schule habe er gerne den Clown gespielt. Möglicherweise hat er die ganze Aktion zu Lebzeiten sogar selbst angezettelt - diese Vermutung äußerten jedenfalls alte Weggefährten, als der Urnen-Diebstahl bekannt wurde.

Eigentlich war Teufel, 1943 in Ludwigsburg geboren, Anfang der 60er Jahre zum Studium nach Berlin gekommen. Mit Dieter Kunzelmann gründete er 1967 die Kommune 1 - die Idee entstand aus der Studentenbewegung heraus. Die Kommune machte mit einer Reihe provokativer Aktionen auf sich aufmerksam, eine der spektakulärsten war das "Pudding"-Attentat: Teufel und Freunden wurde 1967 vorgeworfen, sie hätten einen Anschlag beim Besuch des damaligen US-Vizepräsidenten Hubert Humphrey geplant. "Bomben" wurden beschlagnahmt - die sich später als Mehl- und Puddingtüten herausstellten.

Teufel verbüßte aber auch diverse Haftstrafen, unter anderem als Mitglied der terroristischen Bewegung 2. Juni. Anfang Juli starb Teufel im Alter von 67 Jahren. Er litt seit Jahren an Parkinson. Zuletzt lebte er in einem Pflegeheim. Teufel und Dutschke waren beide Mitglied im Sozialistischen Deutschen Studentenbund. Beide zählen zu den prägendsten Persönlichkeiten der 68er-Zeit.

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