Süddeutsche Zeitung

Berlin:Tausende Fische sterben in der Spree

Nach Unwettern treiben haufenweise tote Fische im Wasser: Im Westen Berlins ist es zu einem Fischsterben gekommen. Ursache soll ein veraltetes Kanalsystem sein.

Nach den Unwettern zu Wochenbeginn ist es in Berlin an mehreren Stellen zu einem Fischsterben gekommen. Vor allem im Spandauer Schifffahrtskanal zwischen West- und Nordhafen, aber auch zwischen Spreekreuz und Gotzkowskybrücke sowie am Teltowkanal (Bäkebrücke) trieben insgesamt tausende Fische leblos im Wasser.

"Die Ursache liegt in den Starkregen vom Montag und dem Überlaufen der Mischwasserkanalisation", berichtete der Biologe Jens Puchmüller vom Fischereiamt am Donnerstag. Regen- und Kanalwasser strömten ungeklärt aus den überfüllten Auffangbecken in die Spree und die Kanäle. Die mitgeschwemmten Nährstoffe wurden von den im bis zu 25 Grad warmen Wasser hochaktiven Mikroorganismen abgebaut. Doch dazu wurde Sauerstoff benötigt - und der fehlte dann den Fischen.

"Besonders Flussbarsche, Plötzen und Blei waren betroffen", sagte Puchmüller. Erst im Herbst würden sich in diesen Bereichen neue Fische ansiedeln. "In Städten mit Mischwasserkanalisation wie Berlin wird uns das in warmen Sommern und nach Gewittern immer wieder betreffen."

In weniger bebauten Gebieten wie an der Unterhavel oder am Müggelsee seien die Fische jedoch nicht bedroht. Auch in Brandenburg gibt es nach Auskunft des Umweltministeriums derzeit kein Fischsterben. Christian Wolter vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie bestätigte, die derzeitige Situation sei kein deutschlandweites Problem, sondern ein "Großstadtphänomen" in Kommunen mit veralteter Kanalisation. Dort seien viele Flächen versiegelt. Regenwasser könne kaum versickern, sondern ströme komplett in die überlastete Kanalisation.

Auf die Qualität der Badestellen in Berlin hatten die Unwetter jedoch keinen Einfluss. "Alle 38 Badestellen sind unbelastet", berichtete Silvia Kostner vom Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo). Allein im Müggelsee gibt es ein hohes Algenaufkommen. "Wenn Familien mit kleinen Kindern vermehrt Algen und Schlieren im Wasser entdecken, sollten sie dort nicht baden." Algenvorkommen an den 38 EU-Badestellen können dem LAGeSo gemeldet werden.

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