Süddeutsche Zeitung

Berliner Zoo:Die Bärin würde wollen

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Die Paarung von Pandas ist kompliziert. Nur einmal im Jahr nehmen sich die Tiere als Männchen und Weibchen wahr. Doch nun ist die aus China nach Berlin ausgeliehene Bärin Meng Meng empfängnisbereit - eine hochpolitische Angelegenheit.

Von Verena Mayer, Berlin

Der Andrang ist so groß, dass der Berliner Zoo seine Pressekonferenz vom Verwaltungsgebäude in einen Veranstaltungssaal verlegen muss. Dort drängen sich dann so viele Journalisten zusammen wie sonst in der Bundespressekonferenz, wenn ein Minister auftritt. Es ist ja auch hochpolitisch, was der Berliner Zoo zu vermelden hat: Pandabärin Meng Meng ist empfängnisbereit. Wenn alles so kommt, wie der Zoo es erwartet, könnte sie demnächst trächtig sein.

Meng Meng ist die bessere Hälfte des chinesischen Pandabären-Paares, das vor zwei Jahren nach Deutschland kam. Besser gesagt: in der Hauptstadt empfangen wurde. Schon bei der Ankunft in den Transportboxen auf dem Flughafen wurden die beiden wie Staatsgäste behandelt, bei der Präsentation im Berliner Zoo waren dann Bundeskanzlerin Angela Merkel und der chinesische Präsident Xi Jinping zugegen. Denn Meng Meng und Jiao Qing sind nicht nur Publikumslieblinge, sondern auch ein Ausdruck politischer Beziehungen. China vergibt seine seltenen und wertvollen Pandabären ganz gezielt an Länder, die es an seiner Seite wissen möchte, für diese Art der Politik gibt es sogar einen eigenen Ausdruck: "Panda-Diplomatie".

Bilaterale Beziehungen

Früher haben Herrscherhäuser ihre Kinder miteinander verheiratet, um bilaterale Beziehungen aufzubauen, heute tauscht man sich über den Beziehungsstatus von Pandabären aus. Der ist nicht unkompliziert. Pandas sind "recht neutrale Tiere", erklärt Zoodirektor Andreas Knieriem am Freitagmorgen. Sie nehmen sich nur einmal im Jahr als Männchen oder Weibchen wahr, im Frühling nämlich, wenn der Bambus sprießt. Dann ist für alle Pandas auf der ganzen Welt Paarungszeit.

Der Zoo überlässt dabei nichts dem Zufall, so wie bei allem, was mit den Pandas zu tun hat. Den beiden wurde für zehn Millionen ein Gehege gebaut, mit chinesischem Pavillon, einer riesigen Außenanlage und einer eigenen Klinik. Mitarbeiter waren regelmäßig in China, gerade sind chinesische Experten zu Gast, um die Paarungsbereitschaft zu überwachen.

Paarungsrufe der Pandabären

Zoodirektor Knieriem spielt auf dem Computer die Paarungsrufe der Pandabären vor, die zuletzt aufgezeichnet wurden, "sie quiekt wie ein Schweinchen, er hört sich an wie eine meckernde Ziege". Es folgt ein Diagramm mit vielen Linien - die Hormonkurve von Meng Meng. Die wird alle paar Stunden per Urinprobe aktualisiert, und wenn die Östrogenwerte so weit sind, kommen die Pandas im Gehege von Meng Meng zusammen. Man setze darauf, dass "sich die beiden auf natürliche Art begegnen", sagt Knieriem, der Zoo sei aber auch bereit, eine künstliche Besamung durchzuführen. Der größte Teil der Pandababys wird so gezeugt.

Und die Pandas selbst? Lassen sich von dem ganzen Rummel nicht allzu sehr beeindrucken, wie der Berliner Reviertierpfleger Norbert Zahmel erzählt. Beim ersten Zusammenkommen sei Jiao Qings Interesse "nicht übermäßig" gewesen, und "sie hat ihm 'ne Backpfeife jejebn". Das aber sei durchaus normal für Pandas, "und die beiden sind ja noch jungfräulich". Nur wenige Tage ist das Zeitfenster für eine Befruchtung, wenn es klappt, könnte Mitte Juli der Nachwuchs da sein. Und dann wird es erst recht politisch: Jedes Pandababy ist Eigentum Chinas und soll nach einigen Jahren dorthin zurückgehen.

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Quelle:
SZ vom 06.04.2019
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