Süddeutsche Zeitung

Berlin:Freier Auslauf für freie Hunde

Neben dem Flughafen gibt es kaum ein Thema, das die Berliner so sehr beschäftigt wie ihre Hunde. Jetzt will Justizsenator Heilmann mehr sogenannte "Hundegärten" einführen, um den Tieren trotz Leinenzwang genügend Auslaufmöglichkeiten zu bieten.

Um Berlins Hunde und ihre Besitzer ein wenig aufzumuntern, hat Thomas Heilmann (CDU) ihnen einen neuen Knochen hingeworfen. Er wünsche sich mindestens zwei Hundegärten in jedem Stadtbezirk, sagte der Justizenator der Berliner Morgenpost.

Brachflächen, bei denen die endgültige Nutzung noch nicht feststeht, könnten zur Zwischennutzung an Hundevereine oder -schulen übergeben werden, so die Überlegung des Justizsenators. "Ich glaube, das ist eine gute Lösung und wegen der vielen Brachflächen auch gut umzusetzen." Die Vereine könnten auf den eingezäunten Auslaufgebieten Spielgeräte wie Rampen, Tunnel oder Sandkästen aufstellen, die Halter dürften ihre Hunde dort frei laufen lassen.

Freier Auslauf - bei diesem Stichwort dürften Berlins Hundebesitzer aufhorchen: In der Hauptstadt soll dieses Jahr ein neues Gesetz eingeführt werden, das sie verpflichtet, ihre Hunde an der Leine zu führen. Ausnahmen gibt es nur für Herrchen und Frauchen, die mindestens drei Jahre lang einen Hund besitzen und sich mit einem Hundeführerschein als kompetente Halter ausweisen können.

Streit um Leinenzwang und Hundekot

Obwohl das Gesetz frühestens im Sommer 2014 in Kraft tritt, haben sich schon zahlreiche Berliner in Hundeschulen angemeldet, um die erforderliche Bescheinigung zu erwerben. In der Hauptstadt sind mehr als 100.000 Hunde gemeldet. Sie garantieren Berlin jährlich Steuereinnahmen von mehr als zehn Millionen Euro. Dennoch sorgt das Thema Hundehaltung immer wieder für Streit. Tierfreunde beschweren sich über zu wenige Auslaufflächen, Maulkorb- und Leinenzwang. Jogger fühlen sich von freilaufenden Hunden belästigt. Im letzten Jahr hat sich sogar eine Bürgerinitiative gegründet, die per Volksentscheid gegen den Hundekot auf Berlins Straßen vorgehen will.

Um das Zusammenleben der vielen Hunde mit den 3,5 Millionen Menschen in Berlin harmonischer zu gestalten, hatte Justizsenator Heilmann 2012 bereits den sogenannten "Bello-Dialog" ins Leben gerufen. Auf diversen Veranstaltungen und der Internetseite der Justizverwaltung konnten Hundehalter und ihre Gegner über Streitpunkte diskutieren. Die Ideen wurden notiert, eine "Sondierungsrunde" aus verschiedenen Interessensvertretern hat die Ideen ausgewertet und bei der Ausarbeitung des neuen Hundegesetzes berücksichtigt. Die Hundegärten sollen den Streit, der um die Vierbeiner entbrannt ist, nun weiter entspannen.

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