SZ-Kolumne "Bester Dinge":Tegel und was bleibt

(Foto: N/A)

Wie Fans beim Bieten um die Reste des geschlossenen Berliner Flughafens ihre Trauer bewältigen können.

Von Verena Mayer, Berlin

Als der Flughafen Tegel geschlossen wurde, war das für viele Menschen in der Hauptstadt so, als wäre jemand gestorben. Hunderte Berlinerinnen und Berliner pilgerten im November zum alten Flughafen, um die letzte Maschine abheben zu sehen und sich von dem Gebäude zu verabschieden. Seither lebt Tegel in der Erinnerung weiter beziehungsweise in dem, was vom Flughafen übrig ist. 75 Sitzbänke nämlich, 58 Flachbildmonitore, zwei Gepäckbänder sowie neun Schneeräumfahrzeuge und eine Buswaschanlage.

All diese Dinge können Tegel-Fans derzeit im Auktionshaus Dechow online ersteigern, und sie sind gar nicht so teuer. Graue oder schwarze Sitzbänke gibt es ab 20 Euro, Flachbildmonitore ab 80 Euro, und selbst beim hellorangenen Schneeräumfahrzeug von Mercedes, Modell 2031 mit Kehrbesen und Blaswerk, war man am Freitag schon ab 8600 Euro dabei. Natürlich kann man jetzt fragen, wozu man ein Schneeräumfahrzeug braucht, aber es geht bei solchen Dingen ja um den nostalgischen Wert.

Und tatsächlich: Sobald man sich durch die Liste des Flughafen-Inventars klickt, sind die Erinnerungen an Tegel sofort wieder da. An überfüllte Terminals, Warteschlangen, verpasste Flüge und all die anderen Dinge, die in den vergangenen Jahren zu Tegel gehörten wie die charakteristische sechseckige Architektur. Und spätestens, wenn man dann eines der Gepäckbänder im Wohnzimmer stehen hat, die nie funktionierten, wird auch der wehmütigste Tegel-Fan merken, dass es einen Grund gab, warum der Flughafen geschlossen werden musste. Und das ist doch eigentlich eine ganz gute Trauerbewältigung.

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