Süddeutsche Zeitung

Berlin:Falscher Schiffsarzt zu drei Jahren Haft verurteilt

Der gelernte Krankenpfleger hatte sich fünf Jahre lang als Arzt ausgegeben und Dutzende Vollnarkosen gesetzt. Auf einem Aida-Kreuzfahrtschiff sollen ihn mehr als tausend Passagiere konsultiert haben.

Ein falscher Arzt, der auf einem Kreuzfahrtschiff Patienten behandelt hatte, ist in Berlin zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Das Landgericht sprach den 41-jährigen Denny H. aus Stendal in Sachsen-Anhalt unter anderem der gefährlichen Körperverletzung, des Titelmissbrauchs sowie des Betrugs schuldig.

Der gelernte Krankenpfleger hatte sich fünf Jahre lang als Anästhesist und Intensivmediziner ausgegeben. Zuletzt war er als Schiffsarzt auf dem Kreuzfahrtschiff Aida Vita tätig. 7500 Euro brutto bekam der falsche Arzt für seine Tätigkeit monatlich.

Falscher Arzt narkotesierte 41 Patienten

Während der Kreuzfahrten sollen ihn mehr als tausend Gäste aufgesucht haben - niemand schöpfte Verdacht. Der eine oder andere soll sich zwar über die merkwürdige Art des Schiffsdoktors, Spritzen zu setzen, gewundert haben. Oder dass ein von ihm verschriebenes Medikament nicht anschlug. Doch Reisende beschrieben ihn zugleich als sympathisch und freundlich.

Zuvor hatte er sich mit gefälschten Dokumenten eine Anstellung bei der Deutschen Stiftung Organtransplantation und als Dozent erschlichen. 41 Patienten soll der geständige Angeklagte in Vollnarkose von bis zu 90 Minuten versetzt haben, als er in Berliner Praxen ohne ausreichende Qualifikation als Anästhesist arbeitete.

Die Berliner Ärztekammer war dem Hochstapler auf die Schliche gekommen, als sie im Sommer 2015 seinen Antrag auf einen neuen Arztausweis bearbeitete.

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