Mehrere Jahre müssen drei Männer ins Gefängnis, die vor etwa drei Jahren die 100 Kilogramm schwere Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum gestohlen haben. Das verkündete das Landgericht Berlin am Donnerstagmorgen. Einen vierten Angeklagten sprach das Gericht frei.
Zwei Cousins im Alter von 23 und 21 Jahren, die zu einem bekannten arabischstämmigen Clan gehören, wurden wegen Diebstahls zu einer Jugendstrafe von viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Ein dritter Angeklagter, der Bruder des einen Täters, wurde freigesprochen, ihm konnte das Gericht keine Tatbeteiligung nachwiesen. Die Staatsanwaltschaft prüft deshalb, Revision einzulegen. Ein 21-jähriger Wachmann aus dem Museum erhielt eine Haftstrafe von drei Jahren und vier Monaten.
Diebstahl in Berlin:Der Gang der Goldmünzendiebe
Eine 100-Kilo-Goldmünze wurde im März 2017 aus dem Berliner Bode-Museum gestohlen. Ein Forensiker erklärt nun vor Gericht, wie er die Täter mit einer Simulationstechnik aus Computerspielen überführen will.
Die Männer sollen über ein Fenster in das Museum eingestiegen sein. Dort sollen sie dann eine Vitrine zertrümmert und das riesige Goldstück mit Rollbrett und Schubkarre zu einem Auto geschafft haben. Der Wachmann soll Hinweise gegeben haben.
Bis heute ist die "Big Maple Leaf" - die riesige Goldmünze mit einem Wert von mindestens 3,75 Millionen Euro - verschwunden. Die kanadische Münze mit dem Bild von Königin Elizabeth II. war die Leihgabe eines Privatmanns. Insgesamt hatte es nur fünf Exemplare von "Big Maple Leaf" gegeben, die Münze wurde 2007 geprägt. Ermittler gehen davon aus, dass die Goldplatte zerstückelt und verkauft wurde. Es waren Goldpartikel in einem Auto und an Kleidung der Täter festgestellt worden.
Die Männer seien professionell, gezielt und gut informiert vorgegangen
Die vier Männer lauschten dem Urteil regungslos. Seit etwa einem Jahr lief der Prozess, die Angeklagten schwiegen. Sie kamen als freie Männer zu den 41 Terminen ins Gericht. Ahmed R., Wissam R. und Wayci R., der nun freigesprochen wurde, stammen aus einer Großfamilie, die immer wieder mit großen Coups von sich reden machte.
2014 soll ein Familienmitglied an der Plünderung einer Bank beteiligt gewesen sein. Hunderte Schließfächer wurden aufgebrochen, Münzen, Geld und Gold im Wert von zehn Millionen Euro gestohlen, danach sprengten die Täter die Sparkasse. Im Sommer 2018 wurden 77 Immobilien beschlagnahmt, die dem Clan zugerechnet werden.
Die Staatsanwaltschaft hatte im Prozess um den Diebstahl der Münze Haftstrafen von fünf bis sieben Jahren wegen gemeinschaftlichen Diebstahls im besonders schweren Fall gefordert. Die Männer seien professionell, gezielt und gut informiert vorgegangen. Die Verteidiger verlangten dagegen einen Freispruch.
Die Beweislage war schwierig
Tatsächlich war die Beweislage nicht gerade üppig. Es gibt keine Zeugen und keine Fingerabdrücke, die Telefonüberwachung ergab nichts, auch Hunde fanden keine Spur. Das Einzige, was es aus dieser Nacht gibt, sind Bilder aus den Überwachungskameras am S-Bahnhof Hackescher Markt. Darauf drei Männer in dunkler Arbeitskleidung, wie sie um drei Uhr morgens auf das Ende des Bahnsteigs zusteuern. Das Problem: Sie sind vermummt. Man kann beim besten Willen nicht sagen, wer die drei sind.
Allerdings gab es Indizien, die dafür sprachen, dass es sich bei den Männern um die Täter handelte: Auf einem Handy wurde eine App für Goldpreise gefunden, auf Google Maps war nach dem Monbijoupark gesucht worden, aus dem die Münze abtransportiert wurde, in einem Auto mit abgedunkelten Lichtern. Über V-Leute kamen Hinweise, dass mehrere der Angeklagtem mit Goldhändlern Kontakt gehabt haben sollen.
Am Freitag verhandelt eine Zivilkammer des Landgerichts dann über eine Entschädigungsklage des Eigentümers, der laut Gericht bisher nur einen Teil von der Versicherung bekam.