Geplatztes Großaquarium:Der Karpfen hatte Glück

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Drei Karpfen wurden nach dem Platzen des Aquariums in einem Berliner Hotel in den Zoo gebracht. (Foto: Zoo Berlin/dpa)

Selbst Handfeuerwaffen können dem Aquadom nichts anhaben, sagte einst sein Architekt. Nun rätselt Berlin über die Ursachen des Zusammenbruchs. Und es gibt eine gute Nachricht.

Von Marcel Laskus und Verena Mayer

Das Unglücksopfer ist weiß und orange, es kann nicht sprechen, und wahrscheinlich hat es von dem Ereignis, das es überlebt hat, nicht viel mitbekommen. Es handelt sich um einen Koi aus jener Wasserwelt, die binnen kürzester Zeit in der Kanalisation von Berlin versickerte und daraufhin international Schlagzeilen machte. Am frühen Freitagmorgen war das 16 Meter hohe, freistehende Aquarium, das den Innenbereich eines Hotels in Berlin-Mitte schmückte, mit einem Knall geborsten. Zwei Menschen wurden leicht verletzt, als eine Million Liter Wasser austrat und sich zusammen mit Möbeln, Platten und Gerüstteilen aus der Hotellobby auf die Karl-Liebknecht-Straße ergoss.

Die Trümmer wurden bis auf die Karl-Liebknecht-Straße gespült. (Foto: JOHN MACDOUGALL/AFP)

Inzwischen sind die Aufräumarbeiten auf der Straße abgeschlossen, und das Ausmaß des Schadens wird fassbar. Die gute Nachricht, an die zunächst nicht einmal mehr der Betreiber des Aquadoms geglaubt hatte: Einige der insgesamt 1500 Fische, die in dem Zylinder aus Acrylglas schwammen, haben überlebt. In Trümmerteilen des Rings, der das Aquarium stabilisieren sollte, sammelte sich Wasser. Dort konnte die Berliner Feuerwehr "drei große Eimer voll" Fische retten, wie ein Sprecher sagte. In den Zuchtbecken im unteren Teil des Gebäudes haben sogar Hunderte Fische die Überschwemmung überstanden, unter ihnen der weiß-orange Koi-Karpfen. Inzwischen wurde er in den Berliner Zoo gebracht, der über ein eigenes Aquarium verfügt. Andere Fische kamen in die Wasserwelt "Sea Life" im Nebengebäude oder wurden an Züchter weitergegeben.

Die schlechte Nachricht: Obwohl Aquarien strengen Sicherheitsstandards unterworfen sind und auch der Aquadom nach Angaben der Eigentümerfirma Union Investment gut gewartet worden sei, ist eine Havarie wie diese nicht auszuschließen. Noch ist nicht klar, was genau zum Platzen des Aquariums geführt hat, es gibt aber Hinweise auf Materialermüdung.

Solche Hollywood-Szenarien können hier nicht stattfinden, sagte der Architekt

Inzwischen hat die US-amerikanische Firma Reynolds Polymer Technology, die Anfang der Nullerjahre am Bau des Aquariums beteiligt war, Experten nach Berlin geschickt. Die Firma hatte den Zylinder konstruiert und eingebaut. In einem Film von Spiegel-TV, das die Bauarbeiten damals begleitet hatte, sieht man, wie sich die Ingenieure für das zylinderförmige Bauwerk rühmen, das weltweit das erste seiner Art und "groundbreaking" sei. Auch der Architekt des Aquadoms, Michael Jessing, kommt in dem Beitrag zu Wort. Das Aquarium hielt er für unzerstörbar, alle möglichen Szenearien seien untersucht worden. "Es ist so, dass man mit Handfeuerwaffen oder Ähnlichem maximal ein kleines Loch zufügen könnte, sodass gegebenenfalls ein wenig Wasser rauskommt, aber man kann nicht den ganzen Zylinder zum Platzen bringen", sagte er da, während hinter ihm das azurblaue Wasser im Zylinder funkelte. "Also, solche Art Hollywood-Szenarien oder Worst-Case-Szenarien könnten hier nicht stattfinden."

Ein Foto vom noch intakten Aquadom in Berlin. (Foto: KAY NIETFELD/AFP)

Doch nun ist der Worst Case eingetreten. Erst in den Jahren 2019 und 2020 wurde der Aquadom saniert. "Weil es Undichtigkeiten" gab, wie Uwe Abraham, Geschäftsführer der Berliner Gesellschaft für Großaquarien, die das Aquarium betreibt, in einem Interview mit der taz erklärte. Doch die sollten ja dadurch beseitigt sein. Eine andere Theorie geht der Frage nach, inwieweit die tägliche Reinigung ein Risiko für die Unversehrtheit des Zylinders gewesen sein könnte. Das lassen zumindest die Mutmaßungen eines Tauchers zu, der sich anonym in der Berliner Zeitung geäußert hat und oft im Inneren des Aquadoms war, um das Becken zu reinigen. "Mit der ganzen Tauchausrüstung und Flasche auf dem Rücken bestand die Gefahr, dass man mit der Flasche an die Scheiben kam", sagte er. Auf die Frage, ob es so zu Haarrissen in der Scheibe gekommen sein könnte, antwortete er: "Schon möglich."

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