Bericht zur Geiselnahme in Café in Sydney:Weibliche Geisel starb durch Polizeikugeln

  • 16 Stunden hält ein radikaler Islamist am 15. Dezember mehrere Menschen im Lindt-Café in Sydney fest.
  • Als Schüsse fallen, stürmen Einsatzkräfte das Café: Dabei sterben zwei Geiseln - eine durch Kugeln aus einer Polizeiwaffe.
  • Neben der gerichtlichen Untersuchung läuft derzeit noch eine gesonderte Ermittlung der australischen Regierung zu der Geiselnahme und dem Motiv des Täters.

Ermittler veröffentlichen detaillierten Bericht

Anderthalb Monate nach der Geiselnahme in einem Café im australischen Sydney haben die Ermittler Details zu den Todesumständen zweier Geiseln veröffentlicht. Bei einer Anhörung am Untersuchungsgericht des Staates New South Wales hieß es am Donnerstag, eine 38-jährige Frau sei bei der Erstürmung des Cafés durch Polizeischüsse gestorben.

Die Anwältin und dreifache Mutter sei von Querschlägern getroffen worden und zwar durch "Fragmente einer oder mehrerer Polizeikugeln". Sie habe rasch das Bewusstsein verloren und sei kurz darauf gestorben.

Das zweite Todesopfer, ein 34-jähriger Mann, wurde demnach von dem Geiselnehmer erschossen. Außer den beiden Geiseln war auch der Geiselnehmer selbst von den Einsatzkräften bei der Erstürmung getötet worden.

Geiselnehmer erschoss Café-Manager ohne Vorwarnung

Auch zum Tod des Café-Managers machte das Gericht detaillierte Angaben: Demnach zwang der Geiselnehmer den 34-Jährigen dazu, sich in dem Café auf den Boden zu knien, kurz nachdem einigen Geiseln die Flucht gelungen war. Dann schoss er ihm ohne weitere Vorwarnung in den Hinterkopf. Den Angaben zufolge beobachtete ein postierter Scharfschütze die Tötung der Geisel, woraufhin das Einsatzteam den Befehl zur Erstürmung des Cafés erhielt.

Die Polizisten warfen zunächst mehrere Blendgranaten in das Lokal, dann kam es dort zu einem Schusswechsel zwischen den Einsatzkräften und Monis. Dabei wurden der Geiselnehmer sowie auch die weibliche Geisel tödlich getroffen.

16-stündige Geiselnahme in Lindt-Café

Der radikale Islamist Man Haron Monis hatte am Vormittag des 15. Dezember in einem Café im Zentrum der australischen Metropole 17 Menschen in seine Gewalt gebracht. Einige Geiseln konnten noch während der Belagerung fliehen. Nach mehr als 16 Stunden stürmten Einsatzkräfte das Café.

Die Geiselnahme hatte die Australier in einen Schockzustand versetzt. Bis heute ist das Café geschlossen.

Die Frage nach den Motiven des Geiselnehmers

Neben der gerichtlichen Untersuchung läuft derzeit noch eine gesonderte Ermittlung der australischen Regierung zu der Geiselnahme. Der Bericht dazu soll in den kommenden Tagen veröffentlicht werden. Nach der Geiselnahme war unter anderem die Frage aufgekommen, weshalb der behördenbekannte und vorbestrafte Täter auf Kaution frei war.

Das Untersuchungsgericht will zudem die Motive des Geiselnehmers genauer prüfen. Monis hatte seine Geiseln gezwungen, über Stunden eine islamische Flagge ins Fenster des Cafés zu halten, außerdem hatte er behauptet, die Miliz Islamischer Staat (IS) stehe hinter dem Angriff. Der leitende Ermittler sagte, bislang sehe es danach aus, dass Monis "keinen Kontakt" zu der Dschihadistengruppe gehabt habe.

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