Bergung vor Giglio:"Costa Concordia" schwimmt wieder

Letzte Reise der "Costa Concordia": Das vor mehr als zwei Jahren gekenterte Kreuzfahrtschiff wird für den Abtransport nach Genua geborgen - und schwimmt mittlerweile dank Hunderter beteiligter Spezialisten wieder.

  • Seit Montagvormittag laufen die Vorbereitungen zum Abtransport der havarierten Costa Concordia. Mittlerweile ist es gelungen, das Wrack wieder zum Schwimmen zu bringen.
  • Hunderte Spezialisten arbeiten an der Bergung des Kreuzfahrtschiffs.
  • Die milliardenteuren Bergungsarbeiten sind mit hohen Risiken verbunden.

Wrack der Costa Concordia schwimmt wieder

Zentimeter um Zentimeter hat sich das rostige Wrack der Costa Concordia am Montag aus dem Meer gehoben. Erstmals seit dem tragischen Unglück des Kreuzfahrtschiffs vor zweieinhalb Jahren hat das Riesenwrack wieder Wasser unter dem Kiel. Nachdem am Montagvormittag die letzten Vorbereitungen für den Abtransport des Schiffs begonnen hatten, konnte der Chefingenieur der Bergungsmannschaft am Vormittag einen ersten Teilerfolg bekannt geben: "Das Schiff schwimmt", sagte Franco Porcellacchia. "Wir sind bis jetzt sehr zufrieden."

Costa Concordia Bergung

Die Costa Concordia bei den Bergungsarbeiten vor Giglio

(Foto: AFP)

Der mehr als 114 000 Bruttoregistertonnen große Koloss, der mit einer Länge von drei Fußballfeldern doppelt so lang ist wie die Titanic, hatte sich gegen Mittag etwa zwei Meter von der Unterwasserplattform abgehoben, auf der er während der monatelangen Vorbereitung des Abtransports lag. Langsam wird das Schiff von der Felsenküste der Toskana-Insel Giglio weggezogen.

Wie die Bergungsarbeiten ablaufen

Ein Team aus Hunderten Ingenieuren und Technikern befestigte 30 Wassertanks an beiden Flanken des etwa 50 000 Tonnen schweren Kolosses. Mit Hilfe komprimierter Luft wird das Wasser aus den Tanks gedrückt, damit diese auftreiben und das Schiff weiter anheben. Danach wird die Costa Concordia beim sogenannten Aufschwimmen zunächst 30 Meter aufs Meer hinausgeschleppt und dort befestigt.

Insgesamt soll der Einsatz mehrere Tage dauern. Am Dienstag oder Mittwoch sollen die Schwimmkörper abgesenkt werden, wenn das Wrack noch weiter aus dem Wasser aufgetaucht ist. Zwischen Donnerstag und Samstag soll dann die Hauptbefüllung der Schwimmkörper mit Luft erfolgen. Statt der bisher 30 Meter soll das Schiff so einen Tiefgang von etwa 17 Metern haben.

Anschließend werden die auftauchenden Decks von Abfällen gereinigt und mögliche bislang unentdeckte Schäden geprüft, bevor der Kreuzfahrtriese auf seine letzte, 350 Kilometer lange Reise geht: zur Verschrottung nach Genua. Bei einer Geschwindigkeit von knapp vier Stundenkilometern braucht der Koloss dafür mehrere Tage. Das Verschrotten des Schiffs wird etwa zwei Jahre dauern.

Was die Bergung gefährlich macht

"Ich habe großes Vertrauen, dass unsere Bergungsspezialisten dieses Projekt zu einem erfolgreichen Abschluss bringen werden", sagte Michael Thamm, Vorstandschef der Reederei Costa Crociere, der Nachrichtenagentur dpa. "Noch nie hat es eine ähnliche Aktion gegeben." Die Bergungsarbeiten kosten die Reederei alles in allem etwa 1,5 Milliarden Euro.

Das Verfahren ist nicht ohne Risiko, immer wieder wird es unterbrochen, um den Zustand des Schiffs und eine mögliche Belastung des Meers zu überprüfen. Der Chef der Bergungsaktion, der Südafrikaner Nick Sloane, hatte kurz vor dem Beginn der Operation eingeräumt, dass die Gefahr bestehe, dass das Wrack während des Anhebens "abknickt" oder die am Schiffskörper befestigten Ketten reißen.

Umweltschützer befürchten, das Wrack könnte auseinanderbrechen oder schädliche Flüssigkeiten verlieren. Die Gewässer, durch die das Unglücksschiff geschleppt wird, zählen zu den größten europäischen Meeresschutzgebieten. Die Folgen eines Auseinanderbreches wären fatal. Das Schiff ist mit Unmengen schmutzigen Wassers geflutet und rund hundert Tonnen Treibstoff sind noch an Bord.

Was vor zweieinhalb Jahren passierte

Die Costa Concordia hatte am Abend des 13. Januar 2012 bei einem riskanten Manöver einen Felsen gerammt und war mit 4229 Menschen an Bord nur wenige Meter vor der Toskana-Insel Giglio in Schieflage geraten. Bei dem Unglück starben 32 Menschen, unter ihnen zwölf Deutsche. Kapitän Francesco Schettino muss sich seit einigen Wochen in Rom unter anderem wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten.

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