Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Der Berghain-Mythos lebt

Alle, die gerade panisch einen Billigflug nach Berlin gebucht haben, können aufatmen: Der legendäre Club Berghain muss wohl doch nicht schließen.

Von Verena Mayer

Der Berliner Club Berghain ist für zwei Dinge berühmt: Dass man nur sehr schwer hineinkommt und dass nichts von dem nach außen dringt, was drinnen passiert. Es gibt so gut wie keine Fotos aus dem früheren Heizkraftwerk, die Betreiber äußern sich nicht öffentlich. Und als einmal ein Berghain-Gast eine Speisekarte mitgehen ließ und anschließend auf Ebay anbot, kassierte er eine Anzeige.

All das hat beträchtlich zum Mythos des Technoclubs beigetragen. Das Berghain ist so eine Art Vatikan der Partywelt: Man weiß nicht, was hinter den Mauern passiert, interpretiert aber umso mehr hinein.

Kein Wunder also, dass Schockwellen durch die internationale Presse gingen, als neulich das Gerücht aufkam, der Club werde Ende des Jahres schließen. Insider aus der Technoszene wussten zu berichten, dass die Betreiber genug hätten und mit einem Investor verhandelten, der das Berghain in ein Luxushotel verwandeln wolle.

Wie viele Gerüchte hat auch dieses einen wahren Kern: Den Clubs der Hauptstadt geht es schlecht. Nach den Jahren der Pandemie sind sie finanziell und personell ausgezehrt, viele Clubbetreiber fürchten, dass sie, sollte demnächst die Maskenpflicht in Innenräumen kommen, ganz zusperren müssen.

Doch nun gibt es Entwarnung. Das Gerücht stimmt offenbar nicht, die angeblichen Insider sind inzwischen zurückgerudert. Alle, die gerade panisch einen Billigflug nach Berlin gebucht haben, um sich noch schnell in die Schlange vor "the iconic Berghain" (New York Times) zu stellen, können also aufatmen.

Wie lange, ist unklar, die Betreiber äußern sich auch dazu nicht. Eines steht aber jetzt schon fest: Das Gerücht um die angebliche Schließung wird noch mehr zum Mythos beitragen. Selbst wenn es den Club eines Tages nicht mehr geben sollte - die Geschichten darüber werden ihn lange überleben.

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