Bei allem Lob für die Regierung: Auch für eine selbstbewusste Forderung reicht die Energie des 40-Jährigen nach der Rettung. Die Arbeitsbedingungen im Bergbau müssten sich verbessern, mahnt Sepúlveda. "So können wir nicht weitermachen". In diesem Moment hört ihm ganz Chile zu.
Dass sein Wunsch nach Normalität zumindest vorerst ein frommer Wunsch bleiben wird, zeigt sich derzeit im Camp Esperanza. Der Vater des ersten geretteten Kumpel, Alfonso Ávalos, erzählt gerade mit tränenüberströmtem Gesicht, wie glücklich er sei - als die allgemeine Freude um ihn herum in Chaos umschlägt.
Reporter rennen wie wild auf die Familie zu, trampeln ihr Zelt nieder, reißen sich gegenseitig an den Haaren und fangen fast an sich zu prügeln - niemand will das Interview verpassen. Verstört ziehen sich Ávalos' Angehörige zurück, seine Mutter Maria Silva schlägt mit einer chilenischen Fahne nach Reportern, die ihr allzu sehr auf den Leib rücken. Die Szene gibt einen Vorgeschmack auf die nächsten Wochen.
Schon längst sind die 33 Kumpel zu Helden geworden, Filme und Bücher werden das Drama in der Mine der Atacama-Wüste nacherzählen. "So einen Medienrummel habe ich seit der Rückkehr von Apollo 11 vom Mond nicht mehr erlebt", sagt Chiles Fernsehsuperstar Don Francisco, der selbst von der Mine aus berichtet. Ob sie wollen oder nicht, in ihr altes Leben werden die 33 Kumpel und ihre Familien nicht mehr zurückfinden. Ihr Leben von früher sei "bereits vorbei", sagt Enrique Chía, Psychologe an der Katholischen Universität von Chile.
"Einige Bergleute werden mit TV-Angeboten bombardiert werden. Sie können sogar Karriere machen", sagt René Rios, Soziologe an der Katholischen Universität.
Sepúlveda wird seine berufliche Zukunft vielleicht doch noch überdenken.