Benefizkonzert:Ein Zeichen der Widerstandskraft

Benefizkonzert: Die Bühne für das Konzert ist bereits aufgebaut.

Die Bühne für das Konzert ist bereits aufgebaut.

(Foto: AP)

Die Sängerin Ariana Grande kehrt nach Manchester zurück, um bei einem spektakulär besetzten Konzert aufzutreten. Für die Stadt eine logistische Herausforderung.

Von Christian Zaschke, London

Man kann wirklich nicht sagen, dass Manchester sich nach dem Selbstmordanschlag der vergangenen Woche ängstlich in sich selbst zurückgezogen hätte. Zwar ermittelt die Polizei noch immer auf Hochtouren, um das Netzwerk des Attentäters Salman Abedi auszuheben, doch das öffentliche Leben in der Stadt läuft weiter mit Konzerten, Sportveranstaltungen und Festen. Es ist ein fast trotziger Versuch, so etwas wie Normalität herzustellen.

So trat Liam Gallagher in dieser Woche in der Stadt auf, der ehemalige Sänger der Band Oasis, die aus Manchester stammt. Die Radiostationen hatten nach dem Anschlag Songs der Band gespielt, und bei einer Trauerfeier für die 22 Toten und die 116 Verletzten stimmten die Menschen nach einer Schweigeminute spontan das Oasis-Lied "Don't Look Back in Anger" an - blicke nicht im Zorn zurück.

Gallagher stellte sein erstes Soloalbum vor, aber an dem Abend war es unmöglich, nicht auch Lieder von Oasis zu spielen. 22 Kerzen standen auf der Bühne, und das Publikum skandierte: "Steht auf für die 22!" Sämtliche Einnahmen des Konzerts sollen den Opfern des Anschlags zugutekommen. Der "We Love Manchester Emergency Fund" hat bereits sechs Millionen Pfund (knapp sieben Millionen Euro) eingesammelt; unter anderem haben die beiden großen Fußballklubs der Stadt, City und United, eine Million Pfund gespendet. Mit dem Geld sollen die Hinterbliebenen und die Verletzten unterstützt werden.

"Ab jetzt hat die Normalität wieder begonnen", sagte Gallagher während seines Auftritts, aber in gewisser Weise war sein emotionales Konzert der beste Beweis dafür, dass noch nichts wieder normal ist. Viele Menschen rücken auf den öffentlichen Veranstaltungen zusammen, eben weil es noch eine Weile dauern wird, bis wieder Alltag einkehrt in der Stadt.

Grande hatte ihre weiteren Konzerte abgesagt

An diesem Sonntag wird Manchester ein besonderes Zeichen seiner Widerstandskraft setzen. Die Sängerin Ariana Grande kehrt in die Stadt zurück, um bei einem spektakulären Konzert aufzutreten. Grande hatte am Montag der vergangenen Woche ihr Konzert vor 20 000 Fans in der Manchester Arena gerade beendet, die Menschen strömten zu den Ausgängen, als der Attentäter im Foyer der Halle seine Bombe zündete. Die 23 Jahre alte Grande spricht mit ihren Popsongs vor allem ein junges Publikum an, weshalb unter den Toten Kinder und Jugendliche sind. Das jüngste Opfer ist acht Jahre alt.

Grande hatte ihre weiteren Konzerte abgesagt, aber bekundet, sie wolle möglichst schnell nach Manchester zurückkehren. Diesen Worten lässt sie nun Taten folgen, und sie bringt einige illustre Gäste mit. Sie wird von Scooter Braun vertreten, der eine Art Superstar unter den Musik-Managern ist und unter anderem auch Kanye West und Justin Bieber unter Vertrag hat. Braun hat die Telefonnummer von so ziemlich jeder und jedem in der Branche. Also telefonierte er ein bisschen herum, um zu hören, wer bei einem Benefizkonzert in Manchester mitmachen würde. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Eine logistische Herausforderung für die Stadt

Miley Cyrus ist dabei, Katy Perry, die Band Coldplay. Außerdem Justin Bieber, Pharrell Williams, Take That und Usher - um nur einige zu nennen. Sie alle hätten keine Probleme damit, allein ein Stadion zu füllen, nun kommen sie am Sonntag in Manchester zusammen, um im Old-Trafford-Cricket-Stadion zu singen. Auch die Einnahmen dieses Konzerts werden den Opfern zugutekommen.

Für die Stadt ist das eine logistische Herausforderung, weil am gleichen Tag im benachbarten Fußballstadion auch das Abschiedsspiel des United-Fußballers Michael Carrick stattfindet, zu dem 65 000 Menschen erwartet werden. Die Polizei hat mit beiden Veranstaltern gesprochen und erreicht, dass das Fußballspiel von 16 Uhr auf 14.30 Uhr vorverlegt wurde, weil es sonst ein Verkehrschaos gegeben hätte und die Beamten damit überfordert gewesen wären, für die Sicherheit auf beiden Events zu sorgen. Carrick sagte: "Das Konzert hat unsere volle Unterstützung."

Bevor das Konzert genehmigt wurde, hat die Polizei mit den Familien der Opfer darüber gesprochen, was sie davon halten, dass es so rasch nach dem Anschlag stattfindet. Ian Hopkins, der Polizeichef des Großraums Manchester, sagte, die große Mehrheit sei sehr dafür. Er fügte an: "Es gibt allerdings auch einige, die nicht dafür sind, was komplett verständlich ist." Dennoch wird es über die Bühne gehen.

Bei den Anschlägen in Paris im November 2015, bei denen 130 Menschen getötet wurden, attackierten drei der Attentäter einen Auftritt der Gruppe Eagles of Death Metal in der Konzerthalle Bataclan. Die Band kehrte im Februar 2016 nach Paris zurück, und Frontmann Jesse Hughes begrüßte das Publikum mit den Worten: "Bonsoir Paris, wir sind bereit."

Auch in Manchester soll nun die Musik zeigen, dass die offene Gesellschaft sich nicht vom islamistischen Terror unterkriegen lässt, allerdings in deutlich größerem Stil. 50 000 Fans werden erwartet, die Tickets sind ausverkauft. Rund zwei Millionen Pfund sollten so für die Opfer des Anschlags zusammenkommen. Wer das Konzert von Ariana Grande in der vergangenen Woche besucht hat, erhält freien Eintritt.

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