Zwei alte Männer also begegnen sich in Havanna, der eine 85 Jahre alt geworden, der andere bald 85 Jahre alt: Fidel Castro, der hohlwangig kranke Revolutionsführer, und Benedikt XVI., zerbrechlich geworden im Amt. Der eine war einst laut, der andere immer leise, der eine ein atheistischer Kommunist, der andere ein westlich orientierter Katholik - Antipoden aus einer Zeit, als die Welt geteilt war in Blöcke. Wie lange das her ist.
Als vor 14 Jahren Papst Johannes Paul II. Fidel Castro traf, da lebte auf Kuba weitgehend noch der Realsozialismus. Im polnischen Papst trat zum letzten Mal ein echter Antagonist des echten Kommunismus auf - und verschaffte sich Respekt bei Castro, weil er für Freiheit und für ein Ende der Sanktionen gegen Kuba eintrat.
Wenn heute Benedikt XVI. sagt, die marxistische Ideologie entspreche "nicht mehr der Realität", dann ist das nicht mehr kämpferisch, sondern die Wahrheit für die meisten Menschen auf Kuba. Sie müssen sich durch ein ziemlich unkommunistisches Leben schlagen, mögen auch weiter die alten Parolen auf sie herabregnen.
So ist es auch in China, und vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis es selbst in Nordkorea so ist.
So gesehen sind ein Sieger und ein Verlierer der Geschichte in Havanna zusammengetroffen, und der Sieger trägt eine Soutane in Weiß. Doch das ist nicht die ganze Wahrheit. Auch der Sieger ist bedroht von der Erstarrung, dem Feind der Freiheit. Und er muss nun, ohne einen ideologischen Gegner zu haben, der ihm das Leben leicht macht, für das eintreten, was der Kommunismus einst verriet: für das Recht des Menschen, ein menschenwürdiges Leben zu leben.
Benedikt hat das getan in Kuba. In der ihm eigenen Vorsicht, aber deutlich.