Belgien:König Albert II. dankt ab

König Albert II von Belgien

König Albert II. von Belgien dankt zugunsten seinen Sohnes, Kronprinz Philippe, ab. 

(Foto: AFP)

Nach zwei Jahrzehnten gibt Belgiens König Albert II. die Amtsgeschäfte ab. Das Staatsoberhaupt kündigte in einer Ansprache in Radio und Fernsehen an, das Amt zum 21. Juli niederzulegen. Nachfolger wird sein ältester Sohn, Prinz Philippe. Das Königshaus gilt als wichtige Klammer in dem von Spaltung bedrohten Land.

Belgiens König Albert II. dankt ab. Das Staatsoberhaupt kündigte am Mittwochabend in einer Radio- und Fernsehansprache seinen Rücktritt an. Als Stichtag wird der 21. Juli genannt, der belgische Nationalfeiertag. Als Grund nannte der sichtlich bewegte 79-Jährige seinen allgemeinen Zustand: "Mein Alter und meine Gesundheit erlauben mir nicht mehr, meine Funktion so auszuüben wie ich es möchte."

König Albert hatte bereits am Mittag unerwartet die wichtigsten Minister des Landes (kernkabinet) im königlichen Palast empfangen, berichteten die Zeitungen Le Soir und De Standaard in ihren Online-Ausgaben. Um 17:30 trat das gesamte Kabinett zusammen, um 18 Uhr wandte sich der König über die vier großen TV-Kanäle und deren Radiostationen an die Bevölkerung. Thronfolger ist Alberts ältester Sohn Philippe.

Richtig überraschend kommt Alberts Abdankung nicht. In den vergangenen Monaten war immer wieder darüber spekuliert worden. Albert II. folgte seinem älteren und kinderlosen Bruder Baudouin 1993 nach dessen Tod auf den Thron.

Vermittler in einem gespaltenen Land

Der belgische König hat keine politische Macht und nur eine repräsentative Rolle im Staat. Der König gilt jedoch als Symbol des föderalen Belgiens und ist eine wichtige Klammer in dem vom Sprachenstreit zwischen den französischsprechenden Wallonen und den niederländischsprechenden Flamen und einer ungleichen wirtschaftlichen Entwicklung geprägten Land. In der langen Regierungskrise der Jahre 2010-2011 spielte Albert eine wichtige Rolle als Vermittler.

Die Monarchie und Belgiens föderale Struktur werden von der stärksten Partei des Landes, der Neu-Flämischen Allianz (N-VA), infrage gestellt. Die N-VA will Flandern auf lange Sicht aus Belgien herauslösen. Belgien in seiner bisherigen Form wäre damit am Ende. Im kommenden Jahr wird in Belgien gewählt. Für den Wahlkampf wird verstärkt mit verbalen Angriffen auf die Monarchie gerechnet.

Albert II. ist der erste belgische Monarch, der gänzlich freiwillig abtritt - seine Vorgänger schieden zumeist erst mit dem Tod aus dem Amt. Leopold III. gab zwar 1951 den Thron auf - damals war er allerdings durch seine Rolle während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg zu einer höchst umstrittenen Figur im eigenen Lande geworden. Erst Ende April hatte in den Niederlanden Königin Beatrix abgedankt.

Im Vergleich mit den glamourösen Königsfamilien aus Skandinavien und Großbritannien hält sich das öffentliche Interesse an Belgiens Monarchie in Grenzen. Das galt zumindest bis vor wenigen Wochen. Zuletzt jedoch sorgte die Vaterschaftsklage der 45-jährigen Künstlerin Delphine Boël für Wirbel. Sie will den Monarchen per Gerichtsverfahren zu einem DNA-Test zwingen. Ein erster für vergangene Woche angesetzter Termin wurde auf den Herbst verschoben.

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