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Belastende Textnachrichten im Pistorius-Prozess:"Manchmal machst du mir Angst"

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Oscar Pistorius hat seine Beziehung zu Reeva Steenkamp stets als liebevoll und harmonisch dargestellt. Im Prozess werden Textnachrichten verlesen, die zeigen, wie angespannt das Verhältnis gewesen sein muss.

Im Mordprozess gegen Oscar Pistorius sind im Gerichtssaal Textnachrichten verlesen worden, die kein gutes Licht auf die Beziehung zwischen dem südafrikanischen Sprinter und seiner getöteten Freundin Reeva Steenkamp werfen.

Die Nachrichten, die Steenkamp in den Wochen vor ihrem Tod von ihrem Mobiltelefon an Pistorius schrieb, zeichnen das Bild eines eifersüchtigen Mannes, der sehr ausfallend werden konnte. "Manchmal habe ich Angst vor dir", schrieb das getötete Model beispielsweise in einer Whats-App-Konversation am 27. Januar 2013, wie unter anderem die britische BBC News berichtet.

Steenkamp beklagte sich in ihren Nachrichten außerdem darüber, dass ihr Partner ihr gegenüber häufig die Beherrschung verlor und ausfallend und verletzend wurde - manchmal sogar in Gegenwart anderer Leute. Wie die britische Zeitung The Independent berichtet, schrieb sie in einer anderen Nachricht: "Ich kann nicht von Außenstehenden dafür angegriffen werden, dass ich mit dir zusammen bin und gleichzeitig von dir - der Person, die mich beschützen sollte." Außerdem beschwerte sie sich darüber, dass sie sich immer bemühe, ihn glücklich zu machen, er sie im Gegenzug aber nicht zuvorkommend genug behandele.

Nachrichten über Waffenvorfall

Harmonischer schien eine andere Whats-App-Konversation zwischen den beiden verlaufen zu sein, allerdings ging es dabei um einen der beiden Vorfälle, die neben der Tötung von Steenkamp in der Anklage aufgeführt sind. Pistorius hatte im Januar 2013 in einem Restaurant in Johannesburg einen Schuss abgegeben und einen Freund gebeten, die Verantwortung dafür zu übernehmen. Wie der Independent berichtet, schrieb er daraufhin an Steenkamp: "Engel, bitte sag niemanden ein Sterbenswörtchen: Darren hat allen gesagt, dass es seine Schuld war. Ich kann mir nicht leisten, dass die Wahrheit rauskommt. Die Jungs haben versprochen, nichts zu sagen." Steenkamp antwortete daraufhin: "Ich weiß nicht, wovon du sprichst.:-)"

Pistorius wird vorgeworfen, seine Freundin am 14. Februar 2013 im Badezimmer seines Hauses erschossen zu haben. Er beharrt darauf, davon überzeugt gewesen zu sein, dass es sich bei der Person in seinem Badezimmer um einen Einbrecher gehandelt hätte. Während die Nachrichten im Gerichtssaal vorgetragen wurden, soll Pistorius in Tränen ausgebrochen sein. Der Prozess war eigentlich bis Ende der Woche angesetzt, ist nun aber bis Mitte Mai verlängert worden.

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