Die Kritik zeigte offenbar Wirkung. Monatelang hatte der amerikanische Kongress den Umgang mit Sexualdelikten bei den US-Streitkräften beanstandet. Nun hat das Pentagon reagiert: Erstmals hat das US-Verteidigungsministerium einen formalen Bericht über sexuelle Belästigung in allen Teilstreitkräften und der Nationalgarde veröffentlicht. Demnach wurden innerhalb von zwölf Monaten 1366 Fälle gemeldet - 59 Prozent der Klagen waren begründet.
Die Hälfte der Beschwerden ging auf formellem Weg bei den zuständigen Stabstellen ein, die anderen Fälle wurden inoffiziell gemeldet. Am häufigsten beschwerten sich junge Soldatinnen aus den unteren Besoldungsgruppen. Häufig beschuldigten sie ranghöhere Männer aus der gleichen Einheit. Der häufigste Ort sexueller Belästigung sind nach dem Bericht Militärbasen.
Unter sexuelle Belästigung fallen laut Mitteilung des Verteidigungsministeriums etwa Fragen nach sexuellen Gefälligkeiten oder ungewünschte sexuelle Annäherungen. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass die Dunkelziffer von Fällen noch höher liegt als die im Bericht aufgeführte Zahl.
Zahl der Übergriffe deutlich gestiegen
Das Pentagon will nun verstärkt gegen sexuelle Belästigung bei den Streitkräften vorgehen. "Wir wollen ein Klima schaffen, in dem jeder es meldet, wenn er beleidigt wurde", sagte ein Sprecher. Ein Fall sei einer zu viel, sagte ein Offizieller laut CNN, "bis wir nicht null erreicht haben, waren wir nicht erfolgreich".
Die Strafen für sexuelle Belästigung reichen von Abmahnungen über Gehaltskürzungen bis zu Entlassungen oder einem Prozess vor dem Militärgericht. Bestraft wurden dem Bericht zufolge fast 500 Personen innerhalb von zwölf Monaten.