Hässliche Tiere:Arm, aber unsexy

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(Foto: imago/blickwinkel)

Menschen spenden eher für Tiere mit großem Niedlichkeitsfaktor, obwohl andere Spezies viel stärker bedroht sind. Über fünf Arten, die es nicht leicht haben.

Von Veronika Wulf

In der Tierwelt geht es nicht immer fair zu. Das gilt nicht nur für das Fressen und Gefressenwerden. Das gilt auch für das Image der Arten. Auf der einen Seite ist da der Bär, den jedes Kind als Kuscheltier herzt, der Adler, der Wappen ziert und für Klugheit steht, und der Löwe, der gleich als König aller Tiere gilt. Auf der anderen Seite sind da die Heerscharen von Fischen und Echsen, Federviechern und Insekten, die den meisten Menschen wohl entweder zu eklig sind - oder egal.

Beides ist nicht so gut für eine Tierart, wenn sie bedroht ist, denn dann spendet keiner für ihren Erhalt. "Generell spenden Menschen gerne für Arten mit hohem Niedlichkeitsfaktor", sagt Magnus Wessel, der den Bereich Naturschutzpolitik beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) leitet. Also Panda, Wildkatze, Pinguine. Ebenfalls beliebt sind imposante Tiere wie Tiger oder Elefanten oder solche, die dem Menschen vom Wesen oder von der vermeintlichen Intelligenz her nahestehen, etwa Affen oder Delfine. "Fast immer werden deshalb Tiere zum Ziel von Kampagnen, die schon in Kinderbüchern vorkommen und als sympathisch gelten", sagt Arnulf Köhncke, Leiter Artenschutz beim WWF. Auch das Logo der Umweltschutzorganisation ziert der Große Panda und nicht etwa der Nacktmull.

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Weltweit stehen mehr als 35 500 Arten auf der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion International Union for Conservation of Nature (IUCN). Viele davon sind weder prominent noch fotogen. "Wir müssen aber den Verlust der Artenvielfalt stoppen und umkehren, und zwar für alle Arten - nicht nur für die, die besonders bunt, niedlich oder nützlich sind", sagt Köhncke. Uns Menschen müsse klar sein, dass wir die Artenvielfalt für unser eigenes gutes Überleben brauchen.

Das Geld für die Promitiere - unter Naturschützern auch Flaggschifftiere genannt - komme oft auch den unscheinbareren Arten zugute, meint Köhncke. "Der WWF wählt immer solche Tiere als Fokus, durch deren Schutz sich ein Schirm über ganze Ökosysteme spannen lässt." So komme beispielsweise die Biotoppflege und Aufklärungsarbeit für den Amur-Tiger auch anderen Tieren und Pflanzen wie der Korea-Kiefer zugute. Oder auf Deutschland übertragen: "Naturnahe Wälder, die für Wildkatze, Luchs oder Schwarzspecht attraktiv sind, sind meist auch für zahlreiche Käfer oder Schleimpilze attraktiv", sagt Wessel vom BUND. Nur sind damit nicht alle Arten abgedeckt.

Manche Arten haben auch das Glück, dass sich ihr Image gewandelt hat. "Für Insekten und insbesondere Wildbienen interessierten sich lange Zeit nur Spezialisten", sagt Wessel. Durch die Arbeit von Naturschutzorganisationen habe sich das geändert, heute stehen in vielen Gärten und auf Balkonen Insektenhotels. Oder die Fledermäuse: "Sie galten bis in die 90er-Jahre als gruselige Schauertiere, die im Zweifel wegmussten", sagt Wessel. Durch Geschichten über die Tiere, Exkursionen, Aufklärungsarbeit seien die Fledertiere im Ansehen gestiegen. Möglicherweise hat auch ein gewisser Batman seinen Beitrag dazu geleistet.

Diesen fünf Tieren fehlt noch ein Superhelden-Pendant:

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