Süddeutsche Zeitung

Versteigerung:82 Stücke von Boris Becker

  • Das Auktionshaus Wyles Hardy & Co versteigert 82 ehemalige Besitztümer von Boris Becker.
  • Ein Londoner Gericht hatte den früheren Tennisprofi für zahlungsunfähig erklärt.

Von Gerald Kleffmann, London/München

Der Hammer fällt am 11. Juli, das steht nun fest. Und seit diesem Montag können Angebote eingereicht werden. Wie wäre es mit einem Tennisschläger? Der etwas gealterte Rahmen trägt die Initialen BB, ein Griffband des einstigen Inhabers ist noch darum gewickelt. Oder mit dem Silberpokal namens Renshaw Cup? Einen solchen hatte bis 1989 der Sieger des Grand-Slam-Turniers in Wimbledon erhalten. Oder mit dem Fernsehpreis Bambi? Einem Paar Schweißbänder? Oder einem Replikat der hässlichsten Salatschüssel der Welt? So wird die Trophäe im Davis Cup genannt. All diese nicht wirklich funktionalen, dafür geschichtsträchtigen Gegenstände können nun also erworben werden. Vorausgesetzt natürlich, man setzt sich bei der Versteigerung des britischen Auktionshauses Wyles Hardy & Co. durch. Und dann gehört einem tatsächlich ein Stück aus dem Leben von Boris Becker.

Dieses Mal hat der frühere Tennisprofi, der sich mit drei Triumphen im All England Club unsterblich gemacht hat, das drohende Unheil nicht abwenden können. Ein Konkursgericht in London hatte Becker am 21. Juni 2017 für zahlungsunfähig erklärt, seitdem hält das Thema Gerichtsbarkeit sowie Öffentlichkeit auf Trab wie einst Beckers Hechtsprünge und Jubelfäuste die deutsche Tennis-Nation. Viele, viele Millionen besaß der heute 51-Jährige einmal, und bis heute ist es ein Rätsel (selbst wenn man sein turbulentes Privatleben berücksichtigt), dass sich noch vor seinem 50. Geburtstag etwa ein Dutzend Gläubiger meldeten und mehr als 60 Millionen Euro einforderten.

Kampfbereit wie früher auf den Plätzen wehrte sich Becker indes in diesem komplexen, oft mysteriösen Fall, manche Runde gewann er. Vor einem Jahr sollten erstmals persönliche Stücke von ihm verkauft werden, um wenigstens etwas Bares für die Gläubiger aufzutreiben. Per Einstweiliger Verfügung konnte Beckers Anwalt die Aktion stoppen, mit dem Argument, sie sei demütigend. Sogar ein Katalog war gedruckt worden, er enthielt 82 zu ersteigernde Wertsachen - jetzt hat er wieder Gültigkeit. Denn Beckers Insolvenzverfahren war nicht, wie nach britischem Recht üblich, nach zwölf Monaten eingestellt, sondern verlängert worden. Zu unklar war dem Gericht doch vieles gewesen.

Beckers Anwalt wollte sich zuletzt nicht zur Auktion äußern. Dafür sprach der Direktor des Auktionshauses. "In Großbritannien ist das Rasenturnier eine große Sache", sagte Terry Madden der SZ. "Um den Wert unserer Vermögensgegenstände zu maximieren, müssen wir das in der Rasentennissaison über die Bühne bringen. Es wäre ja unsinnig, Tennis-Erinnerungsstücke während der Fußballsaison anzubieten." Am 11. Juli, wenn der Hammer fällt, läuft das Wimbledon-Turnier. Becker wird wieder im All England Club sein. Als Kommentator für die BBC. Diesen Job macht er exzellent.

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SZ vom 25.06.2019/eca
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