Bayerns Innenminister:Herrmann hält Berufsverbot bei Depressionen für denkbar

Bayerns Innenminister fordert staerkere Aufarbeitung der SED-Diktatur

Nur nach "sorgfältiger medizinischer Begutachtung": Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) über ein Berufsverbot für Menschen mit Depressionen.

(Foto: dapd)
  • Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) schließt ein Berufsverbot für Menschen mit Depressionen nicht aus. Das geht aus einem Bericht des Magazins Focus hervor.
  • Voraussetzung sei Herrmann zufolge jedoch eine "sorgfältige medizinische Begutachtung".
  • Auch SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach sieht im Berufsverbot eine mögliche Maßnahme - allerdings nur als letzte Konsequenz.

Mögliches Berufsverbot nach medizinischer Begutachtung

Vor dem Hintergrund des Germanwings-Absturzes in den französischen Alpen, der vom Copiloten absichtlich herbeigeführt worden sein soll, mehren sich die Forderungen nach Berufsverboten für Menschen mit schweren Depressionen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte nun dem Magazin Focus laut einer Vorabmeldung vom Freitag, er halte ein solches Berufsverbot für denkbar. Voraussetzung sei jedoch eine "sorgfältige medizinische Begutachtung."

Wenn diese Begutachtung zu dem Ergebnis komme, "dass etwa ein Pilot, ein Busfahrer oder ein Taxifahrer dauerhaft nicht mehr geeignet ist, Menschen oder sonstige Güter zu transportieren, ohne dass Gefahr für Leib und Leben anderer besteht, dann kann solchen Personen auch der Führerschein beziehungsweise die Lizenz entzogen werden", sagte Herrmann.

SPD-Fraktionsvize: Berufsverbot als letzte Konsequenz

Ähnlich äußerte sich Karl Lauterbach, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, gegenüber dem Magazin: "Bei bestimmten Formen der Depression könnte ein Berufsverbot unter bestimmten Umständen notwendig sein." Das hänge aber sehr vom Einzelfall ab. "Wenn etwa eine gefährliche Depression klar diagnostiziert wird und sich der Patient einer Behandlung verweigert, wäre ein Berufsverbot die letzte Konsequenz", sagte der Gesundheitsexperte.

Bundesgesundheitsministerium ist anderer Ansicht

Das Bundesgesundheitsministerium schloss sich den Vorstößen nicht an. Ob etwa ein Pilot für seinen Beruf infrage komme, sei in erster Linie eine berufsärztliche Entscheidung, sagte ein Sprecher. Zugleich seien arbeitsrechtliche Fragen berührt. Die Kriterien, unter welchen Umständen jemand seinen Job nicht mehr ausüben könne, müsse wiederum die für den Berufszweig zuständige Aufsichtsbehörde festlegen.

Umfrage: 58 Prozent für Berufsverbot

In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag des Magazins befürworteten 58 Prozent der befragten Deutschen ein Berufsverbot, wenn die depressiv erkrankten Menschen in sensiblen Berufen - etwa als Pilot, Busfahrer oder Lokführer - arbeiten. 32 Prozent der Befragten lehnten das ab. Zehn Prozent machten keine Angaben.

Germanwings-Absturz

Bei dem Flugzeugunglück am 24. März waren 150 Menschen ums Leben gekommen. Der Copilot Andreas Lubitz steht im Verdacht, den Flugkapitän aus dem Cockpit ausgesperrt und dann das Flugzeug absichtlich zum Absturz gebracht zu haben. Lubitz hatte die Fliegerschule der Lufthansa über eine "schwere abgeklungene Depression" informiert. Allerdings hatte Lufthansa diese Information nicht dem Luftfahrtbundesamt (LBA) weitergegeben. Trotzdem erklärte das LBA, Lufthansa habe im Fall Lubitz keine Informationspflichten verletzt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: