Bayern:Selbstmord eines Briefbombers

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Neun Sprengsätze hatte er seit April in Briefen an regionale Amtsträger und Politiker verschickt - Motiv unklar. Als der angekündigte Massen-Gentest der Polizei in seiner Heimatgemeinde begann, tötete sich der 22 Jahre alte Attentäter selbst. Offenbar hatte er weitere Anschläge geplant.

Die bayerischen Behörden haben einen 22 Jahre alten Mann als den getöteten Briefbombenattentäter identifiziert. Johann L. Habe sich am Freitag aller Wahrscheinlichkeit nach mit einer Gaskartusche in die Luft gesprengt, teilten Staatsanwaltschaft, Polizei und Landeskriminalamt in Hutthurm mit.

Die Leiche des Mannes wurde am Freitagnachmittag auf einer Wiese in der Nähe der Gemeinde entdeckt.

L. Hatte nach bisherigen Erkenntnissen neun Briefbomben an Politiker, Beamte und den polnischen Generalkonsul verschickt. Dabei wurde eine Frau leicht verletzt.

Offenbar waren weitere Anschläge geplant

Das Motiv des jungen Attentäters für die Ermittler weiterhin völlig unklar - er habe aber offensichtlich eine Reihe weiterer Anschläge geplant. Bei der Durchsuchung seines Zimmers im Hutthurm seien massenhaft entsprechende Utensilien wie Zünder und Knopfbatterien für Sprengsätze gefunden worden, erklärte der leitende Passauer Oberstaatsanwalt Günther Albert.

Der aus Niederbayern stammende Briefbomben-Bastler war nach den ersten Erkenntnissen der Ermittler ein Einzelgänger. Er hatte keinen Beruf und lebte mit seinem Vater und seiner Tante zurückgezogen auf einem ehemaligen Bauernhof im kleinen Hutthurmer Ortsteil Ramling.

Mit seiner Selbsttötung habe der Mann noch einmal seine Gefährlichkeit bewiesen, meinte Albert. Den Sprengsatz, mit dem er sich das Leben nahm, habe der 22-Jährige aus einer etwa 20 Zentimeter großen Gaskartusche gebaut, wie sie beispielsweise von Campern verwendet werden. Der Bombenbastler hatte die Gasflasche geleert und mit dem Schwarzpulver gefüllt, das er sonst für die Briefbomben verwendete.

L. stammt laut Polizei aus der Gemeinde Hutthurm und war für zu einer Speichelabgabe geladen. Die Obduktion der Leiche habe Tod durch Hitzeschock infolge einer großflächigen Verbrennung ergeben. Zusätzlich seien durch die heftige Explosion massive Herz-Lungen-Quetschungen entstanden.

Nach der Serie von Briefbombenattentaten hatte die Polizei 2.300 Männer in der Gemeinde bei Passau zu einem Massengentest aufgerufen. Alle männlichen Einwohner zwischen 17 und 70 Jahren sollten bis Sonntagabend eine Speichelprobe abgeben.

Der Attentäter hatte seit April insgesamt neun Briefbomben an Politiker, Beamte und den polnischen Generalkonsul versandt. Ein Sprengstoffbrief, der an den Regener Landrat Heinz Wölfl (CSU) adressiert war, verletzte dessen Sekretärin leicht an der Stirn, als sie in dessen Büro explodierte. Die anderen Bomben konnten entweder rechtzeitig entdeckt und entschärft werden oder funktionierten nicht.

Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) äußerte sich errleichtert über das Ende der Briefbombenserie. Die Polizei des Freistaates habe "monatelang schwierigste Ermittlungsarbeit geleistet, um dem gefährlichen und raffinierten Bombenleger das Handwerk zu legen". Der Fall zeige erneut die große Bedeutung der DNA-Analyse für die Arbeit der Kriminalpolizei.

© sueddeutsche.de/AFP/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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