Süddeutsche Zeitung

Barmbek:Messerangriff in Hamburg: Spekulationen über die Motive

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Es ist Freitag gegen 15 Uhr. Menschen erledigen ihre Einkäufe, es scheint wie ein normaler Nachmittag auf der Hamburger "Fuhle". So nennen die Anwohner die Fuhlsbütteler Straße mit ihren vielen Geschäften im Stadtteil Barmbek. Dann attackiert plötzlich ein Mann in einem Supermarkt mehrere Menschen mit einem Küchenmesser. "Wahllos" soll er auf sie eingestochen haben, wird später ein Polizeisprecher sagen.

Bei dem Angriff werden sechs Menschen verletzt - eine Person, es soll sich um einen 50-jährigen Mann handeln, so schwer, dass sie noch am Tatort verstirbt. Der Täter flieht aus dem Geschäft. Mehrere Augenzeugen berichten, er habe "Allahu Akbar" gerufen haben, als er den Supermarkt verließ. Die Polizei bestätigt diese Aussage nicht.

Einige Passanten verfolgen den Angreifer zu Fuß entlang der Straße und können ihn schließlich überwältigen. Auf einem nicht verifizierten Amateurvideo im Internet ist zu sehen, wie Menschen mit Stühlen nach einem Mann werfen, der ein Messer in der Hand hält. Später wird er von Zivilfahndern der Polizei festgenommen und dabei leicht verletzt.

Mordkommission und Staatsschutz ermitteln

Zu einem möglichen terroristischen Hintergrund der Tat sagt Hamburgs Polizeisprecher Timo Zill am Abend, dass eine seriöse Einschätzung noch nicht möglich sei. Es werde in alle Richtungen ermittelt. Die Mordkommission und der Staatsschutz haben die Ermittlungen übernommen. Unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet der Tagesspiegel, der Mann sei den deutschen Behörden als Islamist bekannt. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa gehen die Sicherheitsbehörden Hinweisen auf salafistische Bezüge nach.

Die Polizei gibt an, dass der Mann 26 Jahre alt ist. Demnach wurde er in den Vereinigten Arabischen Emiraten geboren, welche Staatsangehörigkeit er habe, sei Gegenstand der Ermittlungen. Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) teilt kurz darauf mit, dass es sich bei dem jungen Mann "offensichtlich um einen Ausländer, der ausreisepflichtig war" gehandelt habe. Weil er keine Papiere gehabt habe, habe er nicht abgeschoben werden können. Die Bluttat in Barmbek sei ein "erbärmlicher Anschlag" gewesen, sagt Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD). Dieser sei "umso schmerzhafter als der mutmaßliche Täter, der aus dem arabischen Raum stammt, als Schutzsuchender in unsere Stadt gekommen ist".

Der Mann soll in einem Hamburger Flüchtlingsheim gelebt haben. Er könnte aus ideologischen Motiven gehandelt haben, habe aber auch psychische Probleme gehabt und Drogen konsumiert, berichtet der Spiegel. Die Polizei hat eine Flüchtlingsunterkunft durchsucht. "Ob wir etwas gefunden haben, können wir zur Stunde nicht bekannt geben", sagte ein Sprecher der Polizei am Samstagmorgen. Für 12 Uhr ist eine Pressekonferenz angekündigt.

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SZ.de/dpa/AFP/lkr
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