SZ-Kolumne "Bester Dinge":Aber bitte mit Make-up

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(Foto: Andy Paradise/Mattel)

Es gibt jetzt eine Barbiepuppe, die aussieht wie die britische Impfstoffforscherin Sarah Gilbert. Beim Spielen damit offenbart sich Mädchen im besten Fall, dass es auch männliche Kanzler geben kann.

Von Veronika Wulf

Der Puppenhersteller Mattel hat eine Sarah-Gilbert-Barbiepuppe herausgebracht, um die Oxford-Professorin zu ehren, die den Astra-Zeneca-Impfstoff maßgeblich mitentwickelt hat. "Ich wünsche mir, dass meine Puppe Kinder auf Berufe aufmerksam macht, die sie vorher nicht kannten, wie Immunologin", sagte die 59-Jährige der britischen Nachrichtenagentur PA.

Moment mal: Frauen können nicht nur Model, Hausfrau oder, äh, Meerjungfrau werden? Und Barbie ist nicht mehr dürr und blond? Was kommt als Nächstes: eine geschlechtsneutrale Barbie? Gibt es schon? Dann vielleicht eine Barbie mit Falten? Mit einem tatsächlich realistischen Körper?

Nein, so weit lässt es der Hersteller natürlich nicht kommen. Schließlich hat er revolutionärerweise schon im Jahr 2016 nach nur knapp 60 Jahren Barbiegeschichte mit Zahnstocherkörper eine Puppe herausgebracht, die so "curvy" ist, dass zumindest theoretisch die lebenswichtigsten Organe in sie hineinpassen würden. Man darf seine Kunden auch nicht überfordern mit immer neuen Entwicklungen. Vor knapp 30 Jahren gab es noch eine sprechende Barbie, die sagte "Mathe ist zu schwer". Da war die Welt noch in Ordnung.

Um bloß nicht zu realistisch zu werden, hat auch die Gilbert-Barbie ein geschminktes Püppchengesicht mit Kulleraugen und ist - ohne der menschlichen Gilbert zu nahetreten zu wollen - dünner als die echte. Puh, nicht dass Mädchen, die damit spielen, noch auf die Idee kommen, man könnte als Wissenschaftlerin erfolgreich sein, ohne gertenschlank zu sein. Fehlt nur noch ein Ken mit Sixpack als Laschet. Damit die Jungs lernen, dass es auch männliche Kanzler geben kann.

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