Der Einsturz eines achtstöckigen Gebäudes hat in Bangladesch mehr als 140 Menschen in den Tod gerissen. Hunderte wurden verletzt. Die meisten Opfer sollen in dort untergebrachten Textilwerkstätten gearbeitet haben - und trotz Warnung zurück zur Arbeit gezwungen worden sein. In Bangladesch ist die Zahl der Toten nach dem Einsturz eines achtstöckigen Fabrik- und Einkaufsgebäudes auf etwa 150 gestiegen. Die Rettungskräfte hätten zahlreiche Leichen aus den Trümmern geborgen, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstagmorgen. Lokale Medien berichten, dass mehr als 1000 Menschen verletzt wurden. Hunderte Menschen sollen noch unter den Trümmern liegen.
In dem eingestürzten Gebäude waren Behördenangaben zufolge unter anderem zwei Textilwerkstätten, ein Markt und eine Bank untergebracht. Laut Bangladeschs Innenminister Muhiuddin Khan war das Gebäude illegal errichtet worden. Die Ermittlungen seien bereits angelaufen. Viele Menschen versuchten, sich mittels aneinandergeknoteter Stoffbahnen in Sicherheit zu bringen.
Die Stoffbahnen werden auch zur Bergung Verletzter genutzt. Neben vielen Freiwilligen befinden sich Hunderte Feuerwehrleute und Soldaten an der Unglücksstelle. Soweit in dem eng bebauten Gebiet möglich, setzen die Rettungskräfte bei der Bergung auch schweres Gerät ein.
Rettungskräfte tragen Verletzte von der Unglücksstelle. Mehr als 100 Menschen konnten in den ersten Stunden nach dem Einsturz lebend geborgen werden.
Einige Arbeiter berichten, es hätten sich schon am Dienstag Risse in den Wänden des Gebäudes gebildet, woraufhin das Haus evakuiert worden sei. "Die Manager haben uns aber zurück an die Arbeit gezwungen, und nur eine Stunde, nachdem wir das Gebäude wieder betreten hatten, stürzte es krachend ein", erzählt eine junge Angestellte der Nachrichtenagentur AFP. Ihren Angaben zufolge arbeiteten etwa 5000 Menschen in dem mehrstöckigen Komplex. Nach dem Unglück versammelten sich Hunderte Schaulustige an der Einsturzstelle.
Ein Verwandter hält das Bild einer jungen Frau in die Kamera. Sie ist eine von vielen Textilarbeiterinnen, die nach dem Einsturz des Gebäudes in Savar noch vermisst werden. Mit etwa 4500 Textilfabriken ist Bangladesch der zweitgrößte Bekleidungshersteller der Welt. Große westliche Unternehmen lassen in dem verarmten südasiatischen Land kostengünstig Kleidung nähen. Viele Werkstätten sind in baufälligen Gebäuden mit unzureichendem Brandschutz und fehlenden Fluchtwegen untergebracht.
Überlebende reagieren entsetzt auf das Unglück in Savar. Schon beim Einsturz einer Textilfabrik im Jahr 2005 waren in Dhaka mindestens 70 Menschen getötet worden. Im vergangenen November war eine andere Textilfabrik nahe der Hauptstadt in Brand geraten. Dabei wurden mehr als hundert Menschen getötet. Viele Textilarbeiter demonstrierten damals für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Lohn.