Bambi-Charity-Gala:"Sorg dafür, dass Du in die Zeitung kommst!"

"Jaaaa und jetzt nochmal von hinten", "ein bisschen wilder", "schöööön, zeig Zähne" - die Fotografen am Roten Teppich bei "Tribute to Bambi", der Vorabend-Charity-Gala zur Reh-Verleihung, verlieren sich beim Eintreffen der Glamour-Kitze in einem orgiastischen Trance-Zustand.

Katharina Böhringer

Wer das Objekt der Begierde ist, weiß niemand so recht, aber es trägt ein enges rotes Top, Po-lange Haarteile und weiß seine Airbag-Lippen kamerakonform zu schürzen. Auf Wunsch fällt die Dame, geschätzte 35, gefühlte 20 Jahre alt, ins Hohlkreuz und patscht sich entfesselt auf den Allerwertesten.

Feldbusch, Schuhmacher
(Foto: Foto: Burda)

Trotz aller Anstrengungen steht sie plötzlich allein da. Frau Pooth, vormals Feldbusch, ist eingetroffen und trägt ein noch knapperes Oberteil mit noch mehr Kurven drin. Mitgebracht hat sie die Gattin von Ralf: die Schumacher Cora. Herr Pooth verkrümelt sich derweil, verschwindet in der Menge und ward am Bierstand wieder gesehen. Dort verharrte er den Großteil des Abends, schließlich ist Frau Gemahlin "very busy" zu Selbstvermarktungszwecken aktiv. Dass dabei mal der Nippel aus der Lasche rutscht, ist natürlich purer Zufall und wird zwei Tage später als "Busen-Unfall" in die Annalen der Bild-Zeitung eingehen.

Der Dresscode des Abends: Man trägt Rippe. Und zwar am besten gut sichtbar vom Dekolleté zum Bauchnabel. Die Maße der weiblichen Society variieren zwischen prallen 120-60-60 und androgynen 60-60-60, je nachdem ob der Hungerleib durch zwei dicke Freunde aufgehübscht worden ist oder pur zur Schau gestellt wird. Zum Glück gibt's leicht verdauliche Kost: Currysuppe aus der Flasche und Mariah Carey auf der Bühne.

Eingenäht in ein schwarzes Etwas stöckelt sie auf die Bühne und stellt sich für die folgenden 7,5 Minuten vor die Windmaschine. Der Schweiß fließt bei den Tänzern, welche die Diva umgarnen und sie umbalzen. Drei Songs säuselt sie vom Band, winkt, haucht "you are a great audience" und tippelt von dannen. Moderator Johannes B. Kerner hat alle Mühe, Carey noch am Rocksaum zurück auf die Bühne zu ziehen und ihr den Blumenstrauß in die Hand zu drücken. "Oh, how sweet!" Und nichts wie weg.

Ach ja, Spenden gab's auch: Florian "Du bist Deutschland" Langenscheidt stiftet gleich 100.000 Euro, so dass am Ende 339.000 Euro für das Projekt "Arche" zusammenkommen. Interessieren tut's niemanden, Kerner schreit gegen den enormen Small-Talk-Pegel an und versucht, wenigstens ein bisschen Euphorie aufkommen zu lassen. Aber so lautet nun mal die goldene "Charity"-Regel, das Barmherzigkeitsgebot: Tu so, als tätest Du Gutes und sorg dafür, dass du in die Zeitung kommst.

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