Bahn fordert Schadenersatz:Probleme mit ICE-Achsen

Nach feinen Rissen in den Achsen von Hochgeschwindigkeitszügen prüft die Deutsche Bahn den Austausch aller Achsen ihrer ICE-T-Züge.

Michael Bauchmüller

"Unsere Experten schließen nicht mehr aus, dass wir bei der ICE-T-Flotte die entsprechenden Achsen austauschen müssen", sagte Bahnchef Hartmut Mehdorn der Bild am Sonntag. Die Bahn wolle deshalb bei der Industrie Schadenersatz geltend machen. "Ich gehe von einem dreistelligen Millionenbetrag aus", sagte Mehdorn. Der Ersatz sämtlicher Achsen werde "realistisch bis zu zwei Jahre" dauern. Die Bahn betreibt 70 ICE-T-Züge. Sie können sich seitlich neigen und sind daher auch auf kurvenreichen Strecken schnell unterwegs. Allerdings werden die Achsen besonders stark belastet.

Bahn fordert Schadenersatz: ICE-T: Probleme mit den Achsen

ICE-T: Probleme mit den Achsen

(Foto: Foto: dpa)

Die Industrie kommt damit zunehmend unter Druck. Im vergangenen Sommer war ein ICE - allerdings der Baureihe ICE 3 - nahe dem Kölner Hauptbahnhof entgleist, weil eine Achse gebrochen war. Die genaue Ursache des Bruchs ist bis heute unklar.

Ein Zwischenbericht der Bundesanstalt für Materialforschung deutet auf Materialfehler hin. Allerdings seien verschiedene Faktoren zusammengekommen, weshalb der Riss nicht rechtzeitig erkannt wurde. Das Intervall, in dem die Züge zur Inspektion müssen, wurde von 300.000 auf 30.000 Kilometer verkürzt. Anschließend wurden auch bei zwei Zügen des Typs ICE-T feine Risse in den Radsatzwellen gefunden.

Diese Züge müssen seither ebenfalls alle 30.000 Kilometer zur Inspektion. Dort sollen per Ultraschall Schäden frühzeitig erkannt werden. Damit muss ein Großteil der ICE-Flotte alle drei Wochen für gut 24 Stunden in die Werkstatt, der Bahn entstehen Kosten in Millionenhöhe. Auch ist die Neigetechnik bei den ICE-T seither ausgeschaltet. Auf der Strecke von Berlin nach München etwa kommen sie deshalb etwas langsamer voran als sonst.

Die Bahn prüft schon seit Monaten Regressforderungen gegen die Hersteller, hat diese aber noch nicht eingereicht. Zudem will sie von den Konsortien, die die Züge gebaut haben, eine feste Zusage über die Belastbarkeit der Achsen. "Die Bahnindustrie hatte mir für Mitte Dezember eine Lösung in Aussicht gestellt", beklagte Mehdorn am Wochenende. "Ich habe immer noch keine Antwort bekommen."

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