Eine Reise mit der Symphony of the Seas ist in jedem Fall eine Reise der Superlative. Von Miami aus bricht das größte Kreuzfahrtschiff der Welt regelmäßig zu Fahrten durch die Karibik auf - mit bis zu 9000 Menschen an Bord. Ein Stopp, der auf kaum einer Reise fehlt: die Bahamas.
Die 700 Inseln, von denen nur etwa 30 bewohnt sind, sind mit ihren weißen Sandstränden ein Sehnsuchtsort für wohlhabende Amerikaner und Touristen aus aller Welt. Superreiche wie Microsoft-Gründer Bill Gates und Designer Calvin Klein haben dort Immobilien. Schauspieler Johnny Depp besitzt gleich eine ganze Insel.
Hurrikan "Dorian":"Apokalyptisch": Totale Zerstörung auf den Bahamas
Zwei Tage lang wütete der Hurrikan über der Inselgruppe. Inzwischen erreichen die ersten Helfer die Bahamas. Die Zahl der Toten steigt auf sieben.
Die etwa 350 000 Einwohner der Bahamas leben gut von den zahlungskräftigen Gästen. Der Inselstaat ist verglichen mit anderen Ländern in der Karibik äußerst wohlhabend. Dem Internationalen Währungsfonds zufolge lag das kaufkraftbereinigte Bruttoinlandsprodukt 2017 pro Kopf ungefähr auf dem Niveau von Portugal. Die Hauptstadt Nassau ist offizieller Heimathafen der Symphony of the Seas. Der Riesendampfer fährt wie viele andere internationale Kreuzfahrtschiffe unter der Flagge der Bahamas.
Keine Kapitalertrags- und keine Vermögenssteuer
Genauso wie die Reichen zieht es jedoch auch die Reedereien nicht nur wegen der in türkisfarbenem Wasser badenden Schweine und ganzjährig warmer Temperaturen in den Karibikstaat. Die Bahamas sind ein Steuerparadies. In der ehemaligen britischen Kronkolonie gibt es keine Kapitalertrags- und keine Vermögenssteuer, dafür aber ein strenges Bankgeheimnis. Bargeld kann man unbegrenzt einführen. Der Banken- und Finanzsektor ist neben dem Tourismus der zweitwichtigste Wirtschaftszweig. Die Europäische Union setzte die Bahamas im vergangenen Jahr auf die schwarze Liste für Steueroasen.
Der politische Druck auf das Steuerparadies wächst also. Eine noch weitaus größere Bedrohung für den Karibikstaat ist aber der Klimawandel. Etwa 80 Prozent der Bahamainseln liegen nicht einmal einen Meter über dem Meeresspiegel. Bereits in 50 Jahren könnte ein Großteil von ihnen überspült sein. Dazu fegen immer wieder schwere Tropenstürme über die Bahamas hinweg. Klimaforscher erwarten, dass sie stärker werden, je wärmer das Klima wird.
Hurrikan Dorian, der vor drei Tagen erstmals auf die Bahamas traf, war der stärkste jemals dort gemessene Sturm. Erst langsam wird das Ausmaß der Katastrophe sichtbar. Luftaufnahmen zeigen unzählige zerstörte Häuser, kaputte Hafenanlagen, umgeknickte Bäume und kilometerlang überflutete Viertel. Boote und Schiffscontainer wurden aus Häfen ins Landesinnere gewirbelt. Die Abaco Inseln im Nordosten der Bahamas hat es besonders schwer getroffen. Der Küstenort Marsh Harbour ist verwüstet, mehr als 60 Prozent der Häuser dort sollen beschädigt sein. Das Armenviertel "The Mud" ist offenbar völlig zerstört worden.
Hilfsorganisationen befürchten nach Dorian humanitäre Katastrophe
Mindestens sieben Menschen sind durch Dorian ums Leben gekommen. Ministerpräsident Hubert Minnis sagte, er gehe davon aus, dass die Zahl der Todesopfer weiter steigen werde. Die Liste der Vermissten ist lang. Nach Angaben des Roten Kreuzes wurden mehr als 13 000 Gebäude zerstört oder schwer beschädigt. "Wir befinden uns inmitten einer der größten Krisen in der Geschichte unseres Landes", sagte Minnis.
Einsatzkräfte nutzten Jet-Skis und Boote, um Menschen aus überfluteten Gebieten zu retten. Bilder zeigten, wie Kinder und ältere Menschen in der Schaufel eines Räumfahrzeugs in sicherere Gebiete gebracht wurden. Viele Menschen waren durch die Wassermassen in ihren Häusern eingeschlossen worden. Nach Angaben des US-Hurrikan-Zentrums in Miami lagen die Sturmfluten bis zu 5,5 Meter über den normalen Gezeitenhöhen. In Teilen der Bahamas wird eine humanitäre Katastrophe befürchtet. Die British Royal Navy und eine einige private Hilfsorganisationen versuchen, Nahrung und Medikamente zu den Eingeschlossenen zu bringen. Das UN World Food Programm geht davon aus, dass Lebensmittel für 14 500 Menschen auf den Abaco Inseln und für rund 45 000 Menschen auf Grand Bahama benötigt werden.
Kreuzfahrttouristen erfahren von alldem nur aus den Nachrichten. Von Schiffen wie der Symphony of the Seas aus bekommen sie das verwüstete Paradies nicht zu sehen. Die Reedereien haben die Routen ihrer Schiffe schon vor dem Eintreffen von Hurrikan Dorian geändert.