Baden-Württemberg:Anschlag mit Handgranate - Maas: "Dürfen nicht abwarten, bis es Tote gibt"

Lesezeit: 2 Min.

  • Unbekannte haben eine Handgranate über den Zaun einer Flüchtlingsunterkunft in Villingen-Schwenningen geworfen.
  • Der Sprengkörper konnte von Experten zur kontrollierten Detonation gebracht werden, verletzt wurde niemand.
  • Bundesjustizminister Heiko Maas zeigt sich erschüttert über den Anschlag und das "Ausmaß der Gewalt" gegen Flüchtlinge.

Von Tanja Mokosch

Unbekannte haben einen Sprengkörper auf das Gelände einer Flüchtlingsunterkunft im baden-württembergischen Villingen-Schwenningen geworfen. Die Polizei bestätigt, dass es sich dabei um eine Handgranate gehandelt hat.

Demnach wurde der Sprengkörper gegen 1:15 Uhr von Sicherheitskräften in der Erstaufnahmestelle gefunden - in der Nähe eines Aufenthaltscontainers. Die Täter hätten die Handgranate dort über einen Zaun geworfen. Die Sicherheitskräfte alarmierten die Polizei. Durch Experten des Landeskriminalamtes konnte die Handgranate gegen 5 Uhr kontrolliert zur Explosion gebracht werden.

20 Bewohner wurden in Sicherheit gebracht

Das Gelände und angrenzende Straßen wurden weiträumig abgesperrt, etwa 20 Bewohner der Flüchtlingsunterkunft mussten vorläufig in andere Gebäude gebracht werden. Sie konnten inzwischen zurück. Verletzt wurde niemand.

Beamte des Landeskriminalamtes brachten die Überreste der Handgranate zur Untersuchung nach Stuttgart. "Es steht fest, dass sie mit Sprengstoff gefüllt war", sagte Johannes-Georg Roth, Leiter der Staatsanwaltschaft Konstanz, auf einer Pressekonferenz. Nun stelle sich die Frage, ob der Sprengsatz scharf war oder nicht: "Ob ein Zünder verbaut war, ist bisher nicht bekannt. Das ist die entscheidende Weichenstellung." Eine Sonderkommission ermittelt, die Spurensicherung ist im Einsatz. Verdächtige gebe es bislang nicht, sagte der zuständige Polizeisprecher der SZ.

Wem galt der Anschlag?

In der Flüchtlingsunterkunft, einer ehemaligen Kaserne, sind derzeit gut 100 Asylbewerber untergebracht. Die Polizei teilte mit, sie ermittle in alle Richtungen. Ob der Anschlag wirklich gegen die Flüchtlinge gerichtet war, daran gibt es noch Zweifel. In dem Container, in dessen Richtung in Handgranate geworfen wurde, sind Sicherheitskräfte untergebracht. Für die Unterkunft in Villingen-Schwenningen ist ein privates Dienstleistungsunternehmen zuständig, das pro Schicht etwa 15 Sicherheitsleute dort beschäftigt hat. Auch ihnen könnte der Anschlag gegolten haben.

Kretschmann und Maas sind schockiert

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte über den Handgranatenanschlag: "Also das ist wirklich unfassbar, dass jetzt schon mit Handgranaten - quasi mit militärischen Waffen - auf Asylsuchende losgegangen wird." Man müsse alles dafür tun, Extremismus, der die rote Linie überschreitet und zu Gewalt übergeht, gesellschaftlich radikal zu ächten.

Auch Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) zeigte sich erschüttert. "Das Ausmaß der Gewalt ist erschreckend", erklärte er in Berlin. "Wir können alle nur dankbar sein, dass dieses Mal niemand verletzt wurde." Die Täter dürften nicht ungestraft davonkommen. "Sprengkörper auf Flüchtlingsheime fliegen heute schon, wir dürfen nicht abwarten, bis es die ersten Toten gibt." Die Täter müssten "konsequent ermittelt und bestraft werden", forderte Maas. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sprach von einem "feigen" Angriff. Die Attacke sei "inakzeptabel", sagte er dem Sender N24.

Mit Material der Agenturen

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