Bad Langensalza:Geiselnehmer in Psychiatrie

Er nahm seinen vierjährigen Sohn als Geisel und drohte, dass "alle sterben": Einen Tag nach seiner Festnahme ist der Geiselnehmer von Thüringen in die Psychiatrie eingeliefert worden. Er nahm wohl seit einiger Zeit Psychopharmaka.

Nach der Geiselnahme von Bad Langensalza ist der 30-Jährige vorerst in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Er hatte sich am Dienstag nach einem Supermarkt-Überfall mit seinem vierjährigen Sohn acht Stunden lang in seiner Wohnung verschanzt. Der Polizei drohte er, das Haus in die Luft zu sprengen.

Polizei verhandelt mit bewaffnetem Geiselnehmer

Der Geiselnehmer wird in Bad Langensalza in ein Auto geführt, nachdem ein Spezialkommando der Polizei die Wohnung stürmte.

(Foto: dpa)

Die Staatsanwaltschaft hat am Mittwoch beim Amtsgericht Mühlhausen einen Antrag auf längere Unterbringung des 30-Jährigen in der Psychiatrie gestellt. Der Polizei zufolge befand sich der 30-Jährige seit längerem in psychiatrischer Behandlung und musste regelmäßig Psychopharmaka einnehmen. Es deute jedoch einiges darauf hin, dass er dies öfter vernachlässigt habe, sagte ein Polizeisprecher.

Dem Kind gehe es recht gut, sagte der Fachdienstleiter Jugend und Soziales in Mühlhausen, Walter Pilger. Der Junge wurde zur Beobachtung in eine Kinderklinik nach Mühlhausen gebracht. Dort wird er psychologisch betreut. Das Jugendamt prüft nun, ob der Vierjährige bei seiner Mutter oder in einer Pflegefamilie unterkommt.

Inzwischen sind weitere Details über den Täter und seine familiären Umstände bekannt geworden. Erst vor zwei Wochen sei das Jugendamt gemeinsam mit dem sozialpsychiatrischen Dienst Hinweisen des Vermieters nachgegangen, wonach er sich auffällig verhalten habe, sagte Pilger. Der 30-Jährige habe eine Kontaktaufnahme aber verweigert. Für einen gerichtlichen Beschluss habe es nicht genügend Anhaltspunkte gegeben. Konkrete Anzeichen für eine Misshandlung des Jungen hätten nicht vorgelegen.

Zunächst gab es zudem Gerüchte, dass der Mann in der Wohnung giftige Schlangen gehalten habe. Seine meldepflichtigen Reptilien habe der Mann aber vor längerer Zeit abgegeben, sagte Pilger. Den Angaben zufolge hatten die inzwischen getrennt lebenden Eltern das gemeinsame Sorgerecht. Beide hätten sich darauf geeinigt, dass der Junge bei seinem Vater lebe.

Zudem wurde bekannt, dass der Vater über keine Waffenbesitzkarte verfügte. Er soll die Supermarktleiterin mit einer Waffe bedroht haben. Ob er diese echt war, ist nach Polizeiangaben aber fraglich. Ob weitere Waffen oder Sprengstoff in der Wohnung des Mannes gefunden wurden, teilte die Polizei nicht mit.

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