Süddeutsche Zeitung

Babymilch-Skandal in China:Regierung erlässt Verkaufsstopp

Der Skandal um vergiftete Babynahrung weitet sich aus: Die gefährliche Chemikalie Melamin wurde inzwischen in Produkten von 22 verschiedenen Herstellerfirmen entdeckt.

Der Skandal um verseuchtes Baby-Milchpulver in China zieht immer weitere Kreise: Die gefährliche Chemikalie Melamin wurde inzwischen in Produkten von 22 verschiedenen Herstellerfirmen entdeckt, wie das chinesische Staatsfernsehen am Dienstag berichtete. Die Regierung erließ demnach einen Verkaufsstopp für alle betroffenen Sorten.

Bislang war lediglich bekannt gewesen, dass Milchpulver des Herstellers Sanlu mit Melamin verseucht war. Nach Regierungsangaben starben bislang zwei Babys an vergifteter Babymilch, mehr als 1200 erkrankten. In Hongkong wurde in China hergestelltes Speiseeis zurückgerufen, weil es ebenfalls Melamin enthielt.

Die Regierung habe angeordnet, dass die betroffenen Babymilchprodukte aus den Regalen genommen, versiegelt und vernichtet würden, berichtete das Staatsfernsehen.

Wie viele Sorten mit Melamin verseucht waren, blieb zunächst unklar. Ursprünglich hatte das Staatsfernsehen berichtet, dass 69 verschiedene Sorten mit Melamin verseucht seien. Am Dienstagabend korrigierte der Sender diese Angaben aber auf seiner Internetseite: Die genannte Zahl beziehe sich nur auf die Zahl der untersuchten Proben. Wie viele Milchpulver-Sorten tatsächlich betroffen seien, sei hingegen unbekannt.

Laut Regierung lagen 340 Kinder wegen des Gifts noch im Krankenhaus, 53 davon in ernstem Zustand. Der stellvertretende Gesundheitsminister Ma Xiaowei warnte, mit weiteren kranken Babys sei zu rechnen. Krankenhäuser sollten sich auf einen Ansturm von Babys und Kleinkindern vorbereiten, die nach Bekanntwerden des monatelang vertuschten Skandals zu Untersuchungen eingeliefert würden, sagte er laut der Nachrichtenagentur Xinhua.

Am schwersten betroffen sind derzeit die Provinzen Gansu, Hebei und Jiangsu. Laut Xinhua wurden in der Provinz Hebei zwei weitere Verdächtige verhaftet. Die beiden hätten gestanden, Milch mit Melamin versetzt zu haben. Die chinesischen Behörden machen Mitarbeiter privater Milch-Sammelstationen für die Verunreinigungen verantwortlich.

Offensichtlich hatten sie der Milch die gefährliche Chemikalie beigemengt, um einen höheren Proteingehalt vorzutäuschen. Melamin ist eine Chemikalie, die eigentlich zur Herstellung von Plastik und Klebstoffen verwendet wird. Bauern und Milchbetriebe fügen das Pulver jedoch auch Milch hinzu, um betrügerisch den Proteingehalt zu erhöhen. Dies kann Nierensteine verursachen, die bei Babys normalerweise höchst selten vorkommen.

Eine Hongkonger Supermarktkette rief am Dienstag in China hergestelltes Joghurt-Fruchteis der Marke Yili zurück, nachdem das Gesundheitsamt bei Tests auch dort Spuren der gefährlichen Chemikalie gefunden hatte.

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AFP/hai
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