Großfahndung:New York sucht autistischen Jungen

Vermisster autistischer Junge in New York

Times Square in New York: Im gesamten U-Bahn-System hängen Suchplakate zum vermissten 14-jährigen Avonte.

(Foto: REUTERS)

Seit fast zwei Wochen sucht die Polizei nach dem 14-jährigen Avonte. Der autistische Junge kann nicht sprechen - soll aber ganz begeistert von Zügen sein. Die Ermittler vermuten ihn daher im U-Bahn-System der Stadt.

Wo ist Avonte? Seit fast zwei Wochen wird in New York ein autistischer Junge vermisst. Der 14 Jahre alte Avonte wurde am 4. Oktober zuletzt in der Schule gesehen. Das Video einer Überwachungskamera zeigt, wie der Junge erst durch einen Korridor des Schulgebäudes rennt und dann nach draußen läuft - auf die Straßen von Long Island City. Dort verliert sich seine Spur.

Die Polizei schließt zwar ein Verbrechen nicht aus, vermutet aber, dass der Junge seit zwei Wochen im U-Bahn-System umherirrt. Avonte leidet an einer schweren Form von Autismus, verbal kann er sich kaum verständlich machen, laut seiner Familie verfügt der 14-Jährige über das geistige Niveau eines Siebenjährigen. Außerdem - und das ist der entscheidende Hinweis - soll Avonte völlig begeistert von Zügen sein.

Hubschrauber und Polizeiboote suchen nach dem 14-Jährigen

Durchsagen in den U-Bahnen machen seit seinem Verschwinden die Fahrgäste auf den Jungen aufmerksam und an den Stationen sucht die Polizei nach dem 14-Jährigen. Die Ermittler schließen auch nicht aus, dass der eisenbahnbegeisterte Junge mit den Vorortzügen bis in den Nachbarstaat New Jersey gefahren ist.

In ganz New York hängen Zehntausende Handzettel mit Avontes Bild an Laternen, Schaufenstern und Taxischeiben. Am Tag seines Verschwindens trug der Junge ein graugestreiftes T-Shirt, schwarze Jeans und schwarze Sneakers. Da die Schule von Avonte dicht am East River liegt, suchen auch Hubschrauber und Polizeiboote nach ihm. Mehrmals gab es bereits Hinweise - doch keiner konnte bisher helfen, den 14-Jährigen ausfindig zu machen.

Das Schicksal des verschwundenen Jungen bewegt die Menschen vor Ort. Mehrere Hilfsorganisationen und anonyme Privatspender haben Belohnungen ausgeschrieben. Wer Avonte wohlbehalten zu seinen Eltern zurückbringt, kann sich mittlerweile auf 70.000 Dollar (52.000 Euro) freuen.

Warum konnte Avonte das Schulgelände verlassen?

Während die Suche auf Hochtouren läuft, wird eine Frage immer lauter: Warum konnte ein Junge mit Handicap einfach so das Schulgelände verlassen? David H. Perecman, der Anwalt, den Avontes Familie eingeschaltet hat, geht der New York Times zufolge von einer ganzen Reihe Fehler aus.

Avonte wurde in einem speziellen Programm mit Einzelbetreuung unterrichtet. In seinem Schulgebäude sind jedoch auch ganz normale Schulklassen untergebracht. Womöglich wussten daher nicht alle Aufsichtspersonen, wie mit den behinderten Schülern umzugehen ist, so die Vermutung des Anwalts.

Bei seinem Weg nach draußen soll Avonte sogar einer Sicherheitsbeamtin begegnet sein. Diese stellte eine Frage an den Jungen, als dieser nicht antwortete, habe sie ihn ins Freie gelassen. So soll es die Frau später der Großmutter von Avonte erzählt haben, berichtet die New York Times. Das Verschwinden des autistischen Schülers sei dann erst aufgefallen, als dieser nach der Mittagspause nicht wieder bei seinem Lehrer aufgetauchte. Die Polizei und auch die Eltern von Avonte wurden nach Angabe des Anwalts erst eine Stunde später informiert. Eine "groteske" Verzögerung, so Anwalt Perecman.

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