Auszeichnungen - Berlin:Zivilcourage-Preis für Initiative "Hufeisern gegen Rechts"

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Berlin (dpa) - Die Berliner Bürgerinitiative "Hufeisern gegen Rechts" erhält den Preis für Zivilcourage des Förderkreises "Denkmal für die ermordeten Juden Europas" in Berlin. Das teilte die Vorsitzende des Förderkreises, Lea Rosh, am Dienstag in Berlin mit. Die Initiative engagiert sich in der sogenannten Hufeisensiedlung im Stadtteil Britz seit mehr als zehn Jahren gegen Angriffe von Rechts, gegen Antisemitismus, Rechtsradikalismus und Rassismus. Der Preis ist mit 2000 Euro dotiert.

Rosh nannte es "eine schlimme und bedauernswerte Tatsache, dass der Antisemitismus auch in unserem Land und eben auch in unserer Stadt Berlin so zugenommen hat". Grabschändungen hätten nicht nachgelassen. Zudem gebe es häufig Antisemitismus in Demonstrationen etwa von Corona-Leugnern, bei denen der Davidstern missbraucht werde, indem er mit dem Schriftzug "ungeimpft" versehen werde.

Der seit dem Jahr 2010 verliehene Preis wurde stellvertretend an die beiden Initiatoren der zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter starken Bürgerinitiative, Jürgen Schulte und John Klimasek, verliehen. In der Hufeisensiedlung leben etwa 6000 Menschen. Zuletzt gab es eine Plakataktion der Initiative unter dem Motto "Siedlung mit Courage" und dem Schriftzug "Wir stimmen gegen Nationalismus und Rassismus!" Schulte nannte die Bewahrung und Verteidigung von Menschenrechten und Menschenwürde ein unteilbares Anliegen der Initiative.

Zu früheren Preisträgern gehören eine Pegida-Gegnerin aus Freital, das Dresdner Twitter-Projekt "Straßengezwitscher" "Gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit" sowie Bürgerinitiativen aus Berlin und Niedersachsen.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) rief in einem Grußwort zu Wachsamkeit auf. "Antisemitismus, Rassismus und Menschfeindlichkeit werden wieder stärker - nicht nur an den Rändern der Gesellschaft", warnte sie. Dies werde befeuert durch Verschwörungstheorien, die sich angesichts von Corona-Pandemie und russischem Krieg in der Ukraine immer schneller verbreiteten - nicht nur in den sogenannten Sozialen Medien. Um dagegen vorzugehen brauche es entschiedenes staatliches Handeln. "Es braucht aber auch Menschen, die Drohungen und Beleidigungen nicht hinnehmen", forderte Bas. Der Preis für Zivilcourage würdige diesen besonderen Einsatz.

Angesichts des russischen Krieges sagte Bas, sie habe sich nicht vorstellen können, dass Überlebende des Holocaust erneut fliehen müssten oder sogar getötet würden. Die Ukraine sei eines der Hauptschlachtfelder des nationalsozialistischen Vernichtungskrieges und blutiger Tatort der Schoa gewesen. Etwa 1,5 Millionen Jüdinnen und Juden seien dort ermordet worden - ein Viertel aller Toten des Holocaust.

© dpa-infocom, dpa:221108-99-437552/3

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