Australien:Fürs Klima jagen

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Wasserbüffel sind in vielen Ländern beliebt. Nur in Teilen Australiens sind sie ein Problem. (Foto: U. J. Alexander/IMAGO)

In Australien leben Tausende wilde Wasserbüffel. Sie erzeugen große Mengen des Treibhausgases Methan. Wissenschaftler schlagen vor, den Abschuss zu belohnen.

Von Thomas Hahn, Tokio

In Teilen Asiens verteidigt der Wasserbüffel, Bubalus bubalis, bis heute seinen guten Ruf als "lebender Traktor". Er hat einfach seine Vorzüge im Vergleich zu den motorisierten Helfern des Landlebens. Büffel sind nicht nur als billige Pflughelfer und Transporter geeignet, sie geben auch Milch, schmecken besser und sind nach dem Ableben auch noch als Bezug für Ledersofas nützlich. Nutztier und Nutzfahrzeug haben allerdings den gleichen Nachteil: die Abgase. Dieseltraktoren setzen Kohlendioxid frei, Büffel Methan. Beides trägt zur Erderwärmung bei. Eine Universität in Australien schlägt deshalb vor, die Büffeljagd genauso zu fördern wie Alternativen zum Verbrenner-Motor.

Klimaschutz ist eines der wichtigsten Themen dieser Zeit. Wissenschaftler auf der ganzen Welt erforschen, was dabei hilft. Auch die der Charles Darwin University (CDU) in Darwin tun das. Und dabei kamen sie auf jenen Vorschlag, der eine Debatte über Büffel und Klimapolitik entfacht hat.

Infrage stehen dabei nicht jene Büffel, die Asiens armen Bauernfamilien das Überleben sichern. Es geht auch nicht um die Sünden der Massentierhaltung. Sondern um die sehr spezielle Büffel-Situation im australischen Bundesterritorium Northern Territory. Hier ist der Wasserbüffel eine Plage. Nach Informationen der Behörden wurden zwischen 1825 und 1843 etwa 80 dieser schweren Tiere auf Melville Island und die Cobourg Peninsula gebracht, um die Menschen dort mit Fleisch zu versorgen. Anfang des 20. Jahrhunderts gingen die Menschen weg. Die Büffel kamen frei und gediehen.

In den 1980er-Jahren streiften 350 000 hungrige Büffel durchs Marschland, veränderten die Pflanzenwelt, verdrängten Tiere, verbreiteten Krankheiten. Eine staatliche Abschuss-Kampagne verkleinerte die Zahl deutlich. Aber danach vermehrten sich die Büffel wieder. 200 000 sollen heute in Nord-Australien unterwegs sein - mit Folgen für das Klima, wie der CDU-Forscher Hugh Davies im Sender ABC erklärt: "Die Zahl der verwilderten Büffel wächst, also gibt es auch mehr Abgase." Ein erwachsener Büffel furze jedes Jahr 78 Kilo Methan, das entspreche dem Treibhauspotenzial von "über zwei Tonnen Kohlendioxid". Deshalb solle man Jäger mit Emissionsgutschriften belohnen, die diese dem Staat oder anderen Institutionen verkaufen können.

Wie klimafreundlich die Jagd ist, steht auf einem anderen Blatt

Einen ähnlichen Vorschlag gab es schon 2013. Damals ging es um die verwilderten Kamele in Zentral-Australien. Die Regierung lehnte ihn ab, weil sie keine Krise sah. In der Büffel-Frage ist zunächst vor allem der Verband Northern Territory Buffalo Industry Council (BIC) skeptisch. Der vertritt alle, die vom Büffel-Fang leben. 2022 wurden mehr als 10 000 Büffel nach Südostasien exportiert und 6000 in Darwin geschlachtet. BIC-Mann Tom Dawkins findet Fangen besser als Erschießen: "Nicht nur, weil man die Dividende eines Tieres erhält, sondern weil man es tatsächlich aus der Landschaft entfernt." Beim Verwesen werde schließlich ebenfalls Methan frei.

Das Fangen wirkt allerdings auch nicht gerade klimafreundlich. Mit Helikoptern und Jeeps treibt man die Tiere zusammen, drängt sie auf Laster und fährt sie weg. Die Klima-Debatte um Australiens Büffel dürfte andauern.

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