Shane Fitzsimmons:Der neue Held der Australier

Shane Fitzsimmons: Shane Fitzsimmons, Chef des Rural Fire Service (RFS), mit dem Sohn eines verstorbenen Feuerwehrmannes.

Shane Fitzsimmons, Chef des Rural Fire Service (RFS), mit dem Sohn eines verstorbenen Feuerwehrmannes.

(Foto: AFP)

Feuerwehrchef Shane Fitzsimmons bekämpft nicht nur die Brände in Australien und informiert die Öffentlichkeit - er kritisiert auch Premier Scott Morrison scharf.

Von Katja Trippel, Adelaide

In schweren Zeiten zeigt sich, wer das Zeug zum Helden hat. Nach fast drei Monaten zum Teil apokalyptischer Feuer ist den meisten Australiern klar: Ihr Premier Scott Morrison hat es nicht. Dafür feiern sie einen anderen: Shane Fitzsimmons, den Chef des Rural Fire Service (RFS), der Feuerwehr, die den lichterloh brennenden Bundesstaat New South Wales zu schützen versucht.

Seit dem verfrühten Beginn der Feuersaison ist der 50-Jährige präsent, wo immer es brennt - buchstäblich wie im weiteren Sinne. Von den Einsatzzentralen des RFS aus dirigiert er knapp tausend hauptberufliche und mehr als 70 000 freiwillige weibliche wie männliche Brandbekämpfer; der RFS gilt als die größte Feuerwehr der Welt. Ob er sich mit Experten austauscht oder die Öffentlichkeit über die Lage informiert, stets ist Fitzsimmons konzentriert, klar im Ton, für jeden verständlich. Das weiße Hemd gebügelt, die rosigen Wangen rasiert, aber nie eitel.

Mindestens ebenso engagiert sieht man ihn draußen an einer der mehr als 150 Feuerfronten, die in New South Wales toben. Er spricht seinen Kollegen, die sich seit Wochen zwischen Flammen, Asche und Elend verausgaben, Mut zu, besucht Verletzte, tröstet jene Anwohner, die ihre Häuser verloren haben. Rund 1500 sind das mittlerweile, 20 000 Wohngebäude konnten die freiwilligen Brandbekämpfer indes retten, unzählige Menschen haben ihnen ihr Leben zu verdanken.

Der Feuerwehrchef zeigt, was dem Premier fehlt: Kompetenz sowie Empathie. So rührte seine Geste, sich bei der Beerdigung eines Feuerwehrmannes vor dessen kleinem Sohn niederzuknien, um ihm eine posthume Tapferkeitsmedaille ans Revers zu heften, die Australier zu Tränen. Fitzsimmons eigener Vater, ebenfalls Feuerwehrmann, starb 2000 bei einem Einsatz. "Ehrlich gesagt hat das meinen Entschluss, Teil der Feuerwehr zu werden, bekräftigt", sagte er dem Sydney Morning Herald. "Und dafür zu sorgen, dass die Strategien, die Ausrüstung und die Arbeitsweise, die wir verfolgen, so sind, dass die Feuerwehrleute maximal gesichert sind."

Sein erster Einsatz begann 1985 als 15-Jähriger bei einer Waldbrigade im Norden Sydneys. Damals war die Feuerwehr in New South Wales nicht so professionell wie heute. Nach katastrophalen Brandschäden koordinierte New South Wales die ländliche Feuerwehr 1997 als RFS komplett neu; im städtischen Raum wird sie ergänzt durch die "Fire and Rescue Agency" (FRNSW). Der RFS sah in dem jungen Fitzsimmons früh "echtes Potenzial". Der gelernte Motorenmechaniker bildete sich fort, stieg auf, die Feuerwehr wurde sein Leben. Auch seine Frau Lisa, die als Funkerin arbeitete, lernte er dort kennen; zwei Kinder haben die beiden.

Watsche vom Helden

Politisch hielt sich Fitzsimmons bislang eher zurück, auch wenn er betonte, dass er eine effektivere Klimapolitik für genauso notwendig hält wie eine bessere Ausstattung seiner Feuerwehr. Am Sonntag jedoch platzte ihm der Kragen: Anstatt ihn persönlich zu informieren, dass die Regierung der Feuerwehr 3000 Reservisten zur Hilfe schicken werde, hatte Premier Morrison die Nachricht über die Medien verkündet. Und ein Video veröffentlicht, das ausgerechnet seine Liberal Party als Krisenmanagerin feiert.

"Ich finde diesen Mangel an professionellem Umgang sehr enttäuschend", sagte Fitzsimmons im Fernsehen. "An einem der schlimmsten Tage, die ich in New South Wales je erlebt habe, während wir unzählige Menschen evakuieren mussten, trudelten auf einmal Nachfragen zu den Militärbasen ein, und wir fragten uns nur: 'Was zum Teufel redet ihr da?'" Zudem erinnerte er den Premier daran, dass er bereits vor Monaten mehr Geld etwa für Löschflugzeuge erbeten hatte - doch keine Zusage erhielt. Mit spontanen Zuwendungen, wie sie Morrisons Video verspricht, könne die Feuerwehr keine langfristige Strategien entwickeln. Eine solche Watsche vom Helden tut Morrison vermutlich doppelt weh.

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