Die Brände in Australien wüten immer stärker, die Behörden verhängten nun erneut den Notstand in Teilen des Katastrophengebiets. Touristen und Bewohner sollen die Feuergebiete im Südosten angesichts einer für das Wochenende erwarteten Hitzewelle verlassen. Die Feuerwehr des Bundesstaats New South Wales legte neue Evakuierungszonen fest. Auch im benachbarten Victoria sollten sich die Menschen in Sicherheit bringen.
Der australische Regierungschef Scott Morrison bekam bei einem Besuch in der Krisenregion den Zorn der Betroffenen zu spüren. Bei einem Ortsbesuch in Cobargo in New South Wales zog er den Ärger der Bewohner auf sich. Morrison wurde beschimpft: "Hier unten bekommst du keine Stimmen, Kumpel. Du bist ein Idiot." Morrison ist ein starker Befürworter der Kohleindustrie und steht für sein Krisenmanagement in der Kritik. Auf einer Pressekonferenz in Sydney verteidigte er seine Politik. "Ich verstehe die Angst, ich verstehe die Frustration, aber das ist eine Naturkatastrophe, die am besten auf ruhige, systematische Art behandelt wird." Er nehme die Erderwärmung ernst, so Morrison. Zugleich betonte er, dass er seine Politik nicht auf Kosten der Wirtschaft ändern werde. Für Montag berief der australische Premierminister ein Krisentreffen zuständiger Minister ein.
"Extreme Feuergefahr":Alle Touristen sollen Küste in Ost-Australien verlassen
Die Behörden warnen für kommenden Samstag vor "extremer Feuergefahr". Die Lage könnte noch schlimmer werden als an Silvester, als Dutzende Häuser von den Flammen zerstört wurden.
Die Behörden ordneten auch die Abreise Tausender Touristen an. Urlauber im Osten des Landes seien angewiesen, eine 250 Kilometer lange Zone entlang der Südküste des Bundesstaats New South Wales zu räumen, teilte der Verkehrsminister des Staates mit. Am Samstag werden vom Wetteramt erneut Temperaturen jenseits der 40-Grad-Grenze und starker Wind erwartet. Dadurch können die Buschbrände noch einmal angefacht werden, die ohnehin hohe Brandgefahr steigt weiter. Mittlerweile hat sich die Zahl der Menschen, die bei den Bränden starben, auf 17 erhöht, wie die australische Nachrichtenagentur AAP berichtet. Dutzende werden vermisst. Allein in Victoria war das Schicksal von 17 Menschen ungewiss.
Lange Autokolonnen und Engpässe bei Lebensmitteln und Wasser
Im Norden und Westen einer der Evakuierungszonen stauten sich am Donnerstag lange Autokolonnen. Allerdings konnten viele Menschen gar nicht starten, weil die Tankstellen keinen Treibstoff mehr hatten oder die Pumpen wegen Stromausfällen nicht arbeiteten. Darüber hinaus gab es in einigen an der Küste gelegenen Gemeinden Engpässe bei Lebensmitteln und Wasser, wie die Feuerwehr mitteilte. Grund hierfür war, dass seit Montag viele Straßen wegen der Brände und umgestürzter Bäume gesperrt waren.
Der Bundesstaat New South Wales verhängte von Freitag an einen siebentägigen Notstand, der dritte in dieser Brandsaison. Damit bekommen die Helfer mehr Möglichkeiten, die Krise zu bewältigen, etwa durch Evakuierungen und Straßensperrungen. Am Donnerstagabend rief Victoria für sechs Gebiete den Notstand aus - in dem Bundesstaat brannten mehr als 50 Feuer. Laut Verteidigungsministerium legte zuvor ein Militärschiff in der Küstenstadt Mallacoota an, um etwa 4000 Menschen, die seit Montag von Feuern eingeschlossen waren, mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Das Schiff sollte zudem etwa 1000 Menschen in Sicherheit bringen.
Schon seit Oktober wüten die Buschbrände auf dem Kontinent. Doch nun hat sich die Lage zugespitzt: Allein in New South Wales ist mittlerweile etwa eine Fläche der Größe Belgiens abgebrannt. Landesweit wurden mehr als 1400 Häuser zerstört. Auch in der Hauptstadt Canberra sind die Brände spürbar. Der Rauch dort war so schlimm, dass einige Menschen sogar innerhalb von Gebäuden Schutzmasken trugen.
Die Anteilnahme in der Feuerkrise reicht bis in den Sport. Vor Beginn des ersten Grand-Slam-Tennisturniers des Jahres kündigte der Turnierdirektor der Australian Open in Melbourne Benefizaktionen für die Opfer an. Der australische Tennisspieler Nick Kyrgios will für jedes geschlagene Ass umgerechnet 125 Euro spenden.
Sein Kollege und Landsmann Alex de Minaur erhöhte den Betrag auf mehr als 150 Euro. "Weil ich nicht denke, dass ich so viele Asse schlagen werde wie du", schrieb er auf Twitter.