Australien:Exportschlager Kamel

Nachdem die Kamel-Plage in Australien zu Massenschlachtungen geführt hat, buhlt die halbe Welt um das Fleisch der Trampeltiere. Doch das vermeintliche Schnäppchen droht zur Kostenfalle zu geraten.

Australien droht eine Plage der Höckertiere. Etwa eine Million Tiere bevölkern derzeit das staubige Outback des roten Kontinents, Tendenz steil steigend. Um die unkontrolliert wachsende Population - alle acht Jahre verdoppelt sich die Zahl der Tiere - einzudämmen, hatten die australischen Behörden eine Massenschlachtung veranlasst.

Australien: Die rasant wachsende Kamelpopulation in Australien hat Fleischimporteure aus aller Welt auf den Plan gerufen.

Die rasant wachsende Kamelpopulation in Australien hat Fleischimporteure aus aller Welt auf den Plan gerufen.

(Foto: Foto: dpa)

Nachdem die Kunde von den Tötungen um den Erdball ging, wetzen nun Metzger aus aller Welt ihre Messer: Australien kann sich vor Bestellungen kaum retten, alle wollen die Wüstenschiffe, tot oder lebendig.

Er habe in den vergangenen Monaten bereits mehr als 100 Anfragen aus dem Nahen Osten und den USA erhalten, sagte der Chef des australischen Schlachtbetriebs Territory Camel, Garry Dann.

Die Kunden aus dem Ausland hofften, dass das Fleisch zu Schleuderpreisen verkauft werde, sagte Mike Eathorne vom Fleischproduzenten Meramist. Kamelfleisch ist sehr fettarm. Während Australier die Kamelprodukte gemeinhin verschmähen, werden sie in einigen Ländern als wichtige Proteinquelle geschätzt.

Vom traurigen Schicksal der Tiere abgesehen, klingt die Situation nach einem Win-win-Geschäft. Doch die Interessenten haben die Rechnung ohne den Transport gemacht. Denn genau der stellt nach Ansicht der Australier das große Problem beim Export von Fleisch und lebenden Tieren dar.

Die Interessenten müssten selber mit einem Schiff kommen, betonte Fleischproduzent Dann. Zugleich warnte er, gewöhnliche Schiffe seien zu klein für die Kamele, sollten diese lebend erworben werden. Zudem seien allein die Kosten, um die Tiere vom Zentrum des Landes zum Weitertransport in Hafenstädte zu bringen, sehr hoch.

Kamele leben erst seit dem 18. Jahrhundert in Australien. Damals wurden hauptsächlich einhöckrige, Arabische Kamele (Dromedare) nach Down Under gebracht, um mit ihnen das trockene Landesinnere zu erforschen. Mit dem Siegeszug des Autos kamen sie als Nutztiere aus der Mode und wurden in die Wildnis entlassen.

Die australischen Farmer betrachten die Höckertiere als Plage, weil sie die Ernte zertrampeln und auf der Suche nach Wasservorkommen immer tiefer in bewohnte Gebiete vordringen.

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