Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Beste Büste

Ein Marmorkopf aus einem Second-Hand-Laden im texanischen Austin entpuppt sich als wertvolle antike Skulptur - mit deutscher Vergangenheit.

Von Alexander Menden

Es gibt bekanntlich einen Unterschied zwischen dem Preis und dem Wert eines Kunstwerks. Wenn man sich zum Beispiel ansieht, was die Werke des ehemaligen Wall-Street-Maklers Jeff Koons so einbringen, dann kann einem keiner böse sein, wenn man findet, dass ihr Preis ihren Wert deutlich übersteigt. Mit Kinderzeichnungen ist es genau umgekehrt: Für alle Omas dieser Welt ist das rührende Gekrakel ihrer Enkel so wertvoll, dass es nicht mal ein Jeff-Koons-Preis aufwiegen könnte.

Und dann gibt es noch die Fälle, in denen sich der wahre Wert eines Kunstwerks erst nach dem Kauf herausstellt. Dazu gehört die Marmorbüste, welche die Amerikanerin Laura Young im August 2018 in einem Second-Hand Laden im texanischen Austin kaufte. Laut CNN empfand sie den Kauf sofort als Schnäppchen - 35 Dollar blätterte sie für das ehrwürdige Haupt hin. Nachdem sie aber die Experten des Auktionshauses Sotheby's zu Rate zog, um herauszufinden, wen der steinerne Porträtkopf denn darstellte, fand sie zweierlei heraus: dass es sich erstens um den römischen Feldherrn Sextus Pompeius Magnus Pius handelte und zweitens um eine echte, gut 2000 Jahre alte antike Skulptur.

Sie war ursprünglich im sogenannten Pompejanum ausgestellt, dem Nachbau einer römischen Villa im bayerischen Aschaffenburg. Das Kunstwerk überstand die Bombardierung des Hauses im Zweiten Weltkrieg in einem Lager, wurde aber wohl zwischen Kriegsende und 1950 von dort entwendet und landete schließlich in Austin. Derzeit wird sie im San Antonio Museum of Art ausgestellt. In einem Jahr soll sie dann wieder nach Deutschland zurückkehren. Und dass das nach all diesen Jahrzehnten tatsächlich geschehen wird, ist einfach unbezahlbar.

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