Wenn Tradition auf Tradition trifft: Jatenderpal Singh Bhullar darf die Bärenfellmütze gegen den Turban tauschen.
(Foto: dpa)Die Leibgardisten von Queen Elizabeth II. haben einen der härtesten Jobs der Welt. Stramm zu stehen und keine Miene zu verziehen, ist für sich genommen schwer genug. Doch vor dem Buckingham Palace kann die würdevolle Haltung direkt in die Selbstverleumdung führen, wenn ein Soldat nicht mit dem Mundwinkel zucken darf, während einen Meter vor ihm 150 Touristen um das beste Foto rangeln, mit Grimassen provozieren oder fünf Doppeldeckerbusse vorbeidonnern.
Ein weiteres Handicap: Die halbmeterhohen, schwarzen Bärenfellmützen, die seit fast zwei Jahrhunderten für die Household Division obligatorisch sind, egal ob es friert oder die Julisonne brennt. Die Mützen haben enormen Symbolwert, seit sie nach dem Sieg von Waterloo als Zeichen der Demütigung von der Garde Napoleons übernommen wurden.
Doch nun gibt es eine Ausnahme: Der 25-jährige Jatenderpal Singh Bullar, ein praktizierender Sikh, darf als erster aus dem Regiment der Scots Guards einen Turban tragen. Die Sikhs, die ursprünglich aus dem Punjab stammen, spielen seit der Kolonialzeit eine wichtige Rolle in der britischen Armee. Männer tragen als Zeichen ihrer Religiosität einen kunstvoll gebundenen Turban und ungeschnittenes Haupthaar.
Es sei eine "große Ehre" für ihn, als erster Sikh den Dienst als Leibgardist und die Religion auf diese Art miteinander zu verbinden, sagte Jatenderpal Singh Bullar. Damit es kein Missverständnis gibt: Hier wurde ein Kompromiss gefunden, weil strenge Tradition auf strenge Tradition traf.
Es braucht niemand zu glauben, dass er künftig die Wache mit Pudelmütze oder Basecap antreten darf.